
"EIN EINZELNER MENSCH KANN EINER ZEIT NICHT HELFEN ODER SIE RETTEN,
ER KANN NUR AUSDRÜCKEN, DASS SIE UNTERGEHT."
(Zitat: SÖREN KIERKEGAARD, 1813-1855, Dänischer Philosoph,
Theologe und Schriftsteller)
Foto: clu / istockphoto.com
Sind Beiträge oder Videos nicht mehr aufrufbar, sind sie der alltäglichen Zensur anheimgefallen,
im besten Deutschland aller Zeiten; ich sorge in jedem Fall für Wiedereinstellung oder Ersatz.
"AUCH WENN DIE WAHRHEIT GELÖSCHT WIRD, SIE WIRD HERAUSKOMMEN."
"PHILOSOPHIE IST,
WAS ÜBRIG BLEIBT,
WENN DER LETZTE DOLLAR AUSGEGEBEN IST."
(Zitat: MARK TWAIN, 1835-1910, Amerikanischer Schriftsteller)
geboren 1941
lehrte am Universitätsinstitut für Architektur in Venedig und am Collège
International de Philosophie in Paris. Er gehört zu den bekanntesten
Philosophen der Gegenwart
1906-1975
jüdische deutsch-US-amerikanische politische
Theoretikerin und Publizistin
Die Entrechtung und Verfolgung von Juden in der Zeit des
Nationalsozialismus sowie ihre eigene kurzzeitige Inhaftierung durch die
Gestapo im Juli 1933 bewogen sie zur Emigration aus Deutschland.
geboren 1980
Michael Andrick - Autor - Cicero
War dies möglich, so ist alles möglich
Wappnen des Staates, gegen eigene Bürger vorzugehen
Spitzenpolitiker auf Mittelmaß-Niveau
im Gespräch mit Milena Prerodovic
Sollten Politiker nicht alles versuchen, die Gesellschaft zusammen zu halten? Anstatt zu spalten? Bundeskanzler Scholz teilt die Bürger seit Beginn der Corona-Krise in gute und schlechte ein. „Das ist Demagogie“, sagt der Philosoph und Historiker Dr. Michael Andrick. Im Tweet des Kanzlers zu Demonstrationen im Herbst sieht Andrick ein „Wappnen des Staates, gegen eigene Bürger vorzugehen“.
Auch die Gewaltenteilung funktioniere in Deutschland nicht mehr. Auch das Bundesverfassungsgericht orientiere sich nach politischem Handeln, nicht nach den Grundwerten dieser Gesellschaft. „Die Menschen vertrauen den falschen Leuten“, so Andrick und verortet deutsche Spitzenpolitiker im Mittelmaß-Milieu. „Um in der Politik nach oben zu kommen, sind zwei Dinge wichtig: „Sie müssen mit jedem gut Freund sein, weil Sie nicht wissen, wer mit wem verbandelt ist. Und zweitens hüten Sie sich davor, konkrete Meinungen zu konkreten Sachfragen zu äußern. Sonst spalten Sie Ihr Netzwerk“.
Andrick wundert sich über fehlende kritische Intelligenz der Bevölkerung in den letzten zweieinhalb Jahren und findet es äußerst bedenklich, „wie einfach es war und wie schnell es ging, einen Großteil der Bevölkerung zur kleinlichen Verfolgung ihrer Mitmenschen anzustacheln.“
Buch
„Erfolgsleere“
Erklärung für massenweisen, fraglosen Konformismus
Über unser Dahinleben in der Lüge
aus Schott, Teil 2, Seite 581:
"Das Eigentliche der Tugend der Tapferkeit ist nicht Angriff, nicht Selbstvertrauen und nicht Zorn, sondern Standhalten und Geduld. Nicht aber deswegen - man kann das nicht zu häufig wiederholen - , weil Geduld und Standfhalten schlechthin besser und vollkommener wären als lebendige Tat und Selbstvertrauen, sondern deshalb, weil die wirkliche Welt so gebaut, aus solchen Gegensätzen zusammengestellt ist, daß erst im äußersten Ernstfall, der außer dem Standhalten gar keine andere Mäöglichkeit des Widerstandes überläßt, die letzten und tiefsten Seelenkräfte des Menschen sich zu offenbaren vermögen. Die Geduld ist etwas ganz Anderes als das wahllose Hinnehmen von irgendwelchen Übeln."
Thomas von Aquin sagt:
"Geduldig ist nicht, wer das Übel nicht sieht, sondern wer sich dadurch nicht zur Traurigkeit hinreißen läßt. Geduldig sein heißt: sich durch die Verwundungen, die aus der "Verwirklichung" (im Sinne von "verwirkt" : Anmerkung gedankenReich) des Guten erwachsen, nicht die Heiterkeit und die Klarsichtigkeit der Seele rauben zu lassen."
geb. 1966
Matthias Burchardt ist Bildungsphilosoph und Publizist. Er wirkte mit an
Schriften wie „Time for Change? - Schule zwischen demokratischem
Bildungsauftrag und manipulativer Steuerung“ oder „Ja? Nein? ... Jein!
Kompass für den alltäglichen Gewissenskonflikt“. ließlich geht es um
Zukunftsperspektiven zwischen dem Zusammenbruch unserer Zivilisation und Hoffnung.
der homo hygienicus und der Hygienismus
Wie ein Virus dazu benutzt wird, die Gesellschaft zu verändern.
Gespräch mit Gunnar Kaiser über den Effekt der Pandemie auf
Individuum, Gesellschaft und Gemeinschaft. Bereits vorhandene Konflikte
werden durch
das Virus verschärft. Schliesslich geht es um
Zukunftsperspektiven zwischen dem Zusammenbruch unserer Zivilisation und
Hoffnung.
Gesprächsteilnehmer bei "FAIRTALK - auf Augenhöhe"
Thema: Politik-Schicksal-Reset
Gesprächsteilnehmer im Corona-Ausschuss 24. Sitzung
(Katastrophenstimmung, Desorientierung der Menschen, Inszenierung von
privater Not zur politischen Entmündigung, politische Planspiele)
geboren 1967
„Sollten die Täter der Corona-Verbrechen bereuen, wäre dies der Anfang eines Versöhnungsprozesses — Vertrauen jedoch müssten sie sich erst wieder verdienen.“, so ist der Artikel von Charles Eisenstein über die Grenzen der Vergebung überschrieben. Aber ist die mehrheitliche Gesellschaft denn bereit, Corona-Verbrechen zu erkennen und Täter auszumachen? Hauptakteure wie der Präsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler oder der Amerikaner Anthony Fauci, Direktor des NIH, des Nationalen Instituts für Allergie und Infektionskrankheiten und seit Ronald Reagan Berater aller US-Präsidenten und ihrer Regierungen entfernen sich – möglicherweise vorsorglich - aus ihren verantwortlichen Positionen. Verlangen die Völker eine Aufarbeitung geschehenen Unrechts? Wie soll sie von statten gehen, mit Nürnberger Prozessen 2.0? Eisenstein nähert sich diesem bevorstehenden Gesellschaftsproblem.
Der Weg schiebt sich beim Gehen unter die Füße
Eine Welle des Widerstands gegen die Corona-Politik schwappt über den Globus. In den Medien wird kaum darüber berichtet, aber Tausende und Zehntausende protestieren in ganz Europa, Thailand, Japan, Australien, Nordamerika ... Mut bricht oft dann auf, wenn der Schmerz der Unterdrückung unerträglich geworden ist. Das einstige Opfer erreicht das Ende der Fahnenstange und schlägt die Vorsicht in den Wind. Viele Menschen erreichen jetzt das Ende der Fahnenstange. Die oben erwähnte Widerstandswelle wird von einem Orkan der Wut angetrieben, der sich vor der Küste der offiziellen Realität zusammenbraut.
Wir sind fast an einem Wendepunkt angelangt. Die Waage ist gleichmäßig ausbalanciert – vielleicht so fein, dass das Gewicht einer einzigen Person sie zum Kippen bringen kann. Könntest Du diese Person sein?
Heilung des Planeten wird nicht dadurch kommen, dass wir klüger darin sind, wie wir die Erde-als-Ding behandeln. Sie wird sich daraus ergeben, dass wir uns auf die Erde, das Wasser, den Boden und die gesamte materielle Welt als ein lebendiges, intelligentes Wesen, ja sogar als ein heiliges Wesen beziehen. Dies ist keine bloße Philosophie, sondern hat weitreichende Auswirkungen auf die Umweltpolitik, auf das Verständnis des Klimawandels und auf unsere eigene Entscheidung, wie wir an der großen Heilung teilnehmen wollen.
geboren 1966
studierte von 1986 bis 1991 Philosophie und Geschichte an der
Universität Freiburg im Breisgau
promovierte in
Münster über Mechanismus und Subjektivität in der Philosophie von Thomas
Hobbes (Abschluss 1994)
von 1994 bis 1996 an der ETH Zürich zur Philosophie der
Quantenphysik
war in der Folge unter anderem als Gastwissenschaftler
an den Universitäten von Cambridge und Canberra tätig
habilitierte in Konstanz über Holismus in der Philosophie des
Geistes und der Philosophie der Physik (Abschluss 2000).
2000 Lecturer in Philosophy an der University of Hertfordshire
2001 Professor für Philosophie an der Universität zu Köln
seit 2002 Professor für Wissenschaftsphilosophie an der Universität Lausanne
seit 2010 Mitglied der LEOPOLDINA, die er im Februar 2021 stark kritisierte
Mitglied im akademischen Beirat des Liberalen Instituts
bekam 2013 den Forschungspreis der Alexander-von-Humboldt-Stiftung
Pseudo-Experten und Ausnahmezustände wider die Vernunft
Der Weg zur Rückkehr zur Realität baut auf drei Säulen auf: Stärkung der Urteilskraft statt Entmündigung durch „Experten“, Entflechtung der Machtkonzentration bei der Staatsgewalt und Mut zum öffentlichen Gebrauch des eigenen Verstandes.
Vortrag im "Andreashof" in Überlingen am 20.04.2023 - "Wissenschaft und postmoderner Totalitarismus"
Freiheit wird von Niemandem gewährt. Freiheitsrechte bestehen als Naturrecht !
Freiheit wird von Niemandem gewährt. Freiheitsrechte bestehen als Naturrecht ! Wenn der Staat darüber entscheidet, dass er Freiheit gewährt, ist der Staat kein Rechtsstaat mehr ! Es kann nicht sein, dass ein spezifisches Risiko, das für die Allgemeinbevölkerung klein ist und nicht aussergewöhnlich ist, unser gesammtes Verhalten diktiert.
Vortrag über Wissenschaft, Staat und Mut
Remko Leimbach und Mirco Pin präsentieren unter dem Patronat von
Aufrecht Zürich in Kloten Gesellschaftspolitische Anlässe mit Input,
Diskussionen
und kulinarischen Highlights!
Prof. Michael Esfelds Vortrag war eines der grossen Highlights des Dinners vom 10. August 2023.
Artikel - Die offene Gesellschaft und ihre neuen Feinde
Die offene Gesellschaft und ihre neuen Feinde - Isolierung als Preis der Freiheit
Die offene Gesellschaft und ihre neuen Feinde - PDF
Beitrag zur Aktion "wissenschaftstehtauf" - nie wieder lockdown
Gesprächsteilnehmer im Corona-Ausschuss - 42. Sitzung
siehe auch unter dem Menüpunkt "OPERA CORONA / Sitzungen" / 42. Sitzung
Protestschreiben gegen den Beschluss der Leopoldina zu weiteren lock-downs im Dezember 2020
Ansichten eines Leopoldina-Dissidenten
Wissenschaft und Aufklärung in der Corona-Krise
Von Michael Esfeld, Mitglied der Leopoldina.
In vielen Staaten der Welt wurde Mitte März 2020 explizit oder de facto der Notstand ausgerufen mit einer massiven Einschränkung der Bewegungsfreiheit in jeder Form und damit der Grundrechte. Diese Beschränkungen bestehen in mehr oder weniger massiver Weise gegenwärtig (Dezember 2020) fort; es droht sogar ihre erneute Verschärfung. So etwas hat es, seitdem wir in Rechtsstaaten leben, bisher nur in Kriegszeiten gegeben, wenn die Beschneidung von Grundrechten gemäß Verfassung durch den Verteidigungsfall gerechtfertigt ist. Im aktuellen Fall wird die Einschränkung von Grundrechten durch wissenschaftliche Erkenntnisse über eine allgemeine Gesundheitsgefährdung durch die Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2, kurz Coronavirus, begründet. So schreibt Leopoldina, die deutsche Nationale Akademie der Wissenschaften, zu deren Stammländern auch die Schweiz und Österreich gehören, in einer Stellungnahme vom 8. Dezember 2020:
„Trotz Aussicht auf einen baldigen Beginn der Impfkampagne ist es aus wissenschaftlicher Sicht unbedingt notwendig, die weiterhin deutlich zu hohe Anzahl an Neuinfektionen durch einen harten Lockdown schnell und drastisch zu verringern.“ (meine Hervorhebung)
Liegen in diesem Fall – im Unterschied zu den vielen aus der Geschichte, insbesondere des letzten Jahrhunderts, bekannten Fällen, in denen staatliche Zwangsmaßnahmen als aus wissenschaftlicher Sicht unbedingt notwendig legitimiert wurden und verheerende Folgen für die betroffenen Menschen hatten – Erkenntnisse vor, die dieses Mal tatsächlich eine harte Beschneidung von Grundrechten alternativlos sein lassen? Kann und darf man die Ausbreitung eines Virus unterbinden durch zentrale staatliche Planung mit einem massiven Eingriff in das Leben der Menschen – und zwar gerade auch derjenigen Menschen, denen nicht mehr viel Zeit zum Leben bleibt –, ohne dadurch großen Schaden anzurichten?
Wissenschaft dient der Aufklärung. Aber es kann auch sein, dass Aufklärung gegen Erkenntnisansprüche in der Wissenschaft und deren politischen Gebrauch geboten ist. Die Aufklärung hat seit dem 18. Jahrhundert zwei Gesichter. Das eine Gesicht ist die Befreiung des Menschen, ausgedrückt zum Beispiel in Immanuel Kants Definition der Aufklärung als „Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“. Das andere Gesicht ist der Szientismus mit der Idee, dass es ein naturwissenschaftliches Wissen gibt, das auch den Menschen und alle Aspekte unserer Existenz umfasst, und dass sich die Gesellschaft gemäß diesem Wissen planen und gestalten lässt.
Die Spannung zwischen diesen beiden Polen ist offensichtlich: Das Anliegen der von Kant vertretenen Richtung ist es, dass Personen ihre Freiheit gebrauchen, um ihre eigenen, überlegten Entscheidungen zu treffen. Das setzt voraus, dass es keine uns verfügbaren Erkenntnisse gibt – weder aus Naturwissenschaft noch aus Philosophie, Religion oder anderen Quellen –, welche die richtige Entscheidung so vorgeben oder gar erzwingen können, dass sie alternativlos erscheint. Der Szientismus zielt hingegen darauf ab, dass naturwissenschaftliches Wissen die angemessenen Entscheidungen sowohl auf der individuellen als auch auf der gesellschaftlichen Ebene vorgeben kann.
Letzteres ist das, was wir in der Corona-Krise erleben: Eine Allianz aus Wissenschaft und Politik erhebt den Anspruch, über Erkenntnisse zu verfügen, wie man die Gesellschaft und ihre Entwicklung in dieser Situation planen soll – Erkenntnisse, die es rechtfertigen, sich über die Freiheit der einzelnen Menschen hinwegzusetzen, in diesem Fall allerdings nicht, um ein angebliches gemeinschaftliches Gut zu erreichen, sondern um ein angeblich drohendes Übel abzuwenden. Bevor wir uns diesen Erkenntnisansprüchen zuwenden, möchte ich kurz auf die philosophischen Grundlagen moderner Staaten eingehen.
Das Dilemma der Staatsgewalt
In der aufklärerischen Begründung der Staatsgewalt steckt ein Dilemma, wie schon in Thomas Hobbes‘ Leviathan (1651)
deutlich wird: Auf der einen Seite ist die Staatsgewalt erforderlich,
um die Freiheit der Einzelnen und ihrer sozialen Gemeinschaften wie
Familien zu sichern; die Alternative wäre das Recht des Stärkeren und
damit keine Rechtssicherheit. Auf der anderen Seite kann man die
Staatsgewalt nicht so denken, dass sie durch die Individuen
eingeschränkt wird, von denen sich ihre Legitimation ableitet; denn das
würde bedeuten, das Urteil Einzelner über das der Staatsgewalt zu
stellen; damit würde die Grundlage für den Staat als Garanten gegen die
Willkür Einzelner untergraben werden.
Das Dilemma besteht also in Folgendem: Je mehr der Staat seiner Aufgabe der Aufrechterhaltung von Ordnung und Schutz der Bürger nachkommen will, desto mehr muss er die Freiheit der Bürger (die er eigentlich wahren will) einschränken; je mehr er diese Freiheit gewährt, desto mehr wird seine Schutzwirkung beeinträchtigt. Somit ist in der modernen Begründung der Staatsgewalt zum Schutz der Bürger der Keim für einen totalen, weil unbeschränkten Staat angelegt.
Es gibt viele Beispiele für dieses grundlegende Dilemma: Um jeden Einzelnen wirkungsvoll vor Gewalt zu schützen, müsste die Staatsgewalt von jedem zu jeder Zeit den Aufenthaltsort kennen; das würde jedoch auf einen totalen Überwachungsstaat hinauslaufen. Um die Gesundheit von jedem Einzelnen wirkungsvoll vor Ansteckung durch Bakterien und Viren zu schützen, müsste die Staatsgewalt den physischen Kontakt zwischen allen Individuen kontrollieren und gegebenenfalls unterbinden; damit wären wir aber wiederum beim totalen Überwachungs- und Reglementierungsstaat angelangt.
Die Herausforderung ist also, einerseits der Staatsgewalt so viel Macht einzuräumen, dass sie die Individuen und ihre Gemeinschaften wirksam schützen kann, ohne andererseits einen Absolutheitsanspruch an diesen Schutz zu stellen. Konkret: Wenn man den Schutz vor Infektion durch ein Virus absolut setzt, ist das nur durch einen total werdenden Staat möglich. Diese Gefahr besteht in der jetzigen Situation durch den alleinigen Fokus darauf, dass die Staatsgewalt Maßnahmen zum Schutz vor Ansteckung durch das Coronavirus ergreift und durchsetzt.
Gemäß John Lockes Zwei Abhandlungen über die Regierung (1689) besteht die Lösung für das genannte Dilemma im Postulat einer Staatsgewalt, die ein Rechtsstaat ist: Das Gesetz ist das gleiche für alle und dient dazu, die Freiheit jedes Einzelnen zu schützen. Geschaffen wird der Rechtsstaat durch Aufteilung der Staatsgewalt in gesetzgebende, ausführende und rechtsprechende Gewalt. Diese Lösung kann das Dilemma aber nicht ganz beseitigen: Jeder, auch jeder freiheitsliebende Mensch, muss anerkennen, dass im Notfall die exekutive Gewalt letztlich mit unbeschränkter Machtfülle ausgestattet sein muss, um die Individuen wirksam schützen zu können, wobei es in der Hand der Staatsgewalt liegt, zu bestimmen und somit zu entscheiden, wann ein Notfall vorliegt. Das Dilemma des Rechtsstaates ist also, dass er für den Notfall seine eigene Aufhebung vorsehen und die Entscheidung darüber, ob ein Notfall vorliegt, in die Hand derjenigen legen muss, welche die Macht haben, in diesem Fall die Grundrechte aufzuheben.
Damit ist die Möglichkeit des Missbrauchs gegeben. Die Frage ist, ob die Ausbreitung des Coronavirus ein solcher Notfall ist, in dem die Einschränkung von Freiheitsrechten gerechtfertigt ist. Wir haben zwei Kriterien, um diese Frage zu beantworten:
· das deontologische Kriterium: Gibt es in der gegebenen Situation eine Grenze für staatliche Eingriffe, die durch die Freiheit und Würde der einzelnen Menschen als solche selbst gesetzt ist – ungeachtet dessen, wie nützlich diese Eingriffe ansonsten sein mögen?
· das utilitaristische Kriterium: Ist der
gesamtgesellschaftliche Nutzen (bzw. der abgewendete Schaden) der
ergriffenen Maßnahmen größer als deren Schaden?
Die wissenschaftlichen Erkenntnisansprüche
Werfen wir nun einen Blick auf die wissenschaftlichen
Erkenntnisansprüche, und zwar zunächst Stand Mitte März 2020, als der
(erste) Lockdown verhängt wurde. Besonders wichtig war die Studie von Neil Ferguson und anderen vom Imperial College London vom
16. März 2020. Diese Studie beeinflusste nachweislich die
Corona-Politik der USA und Großbritanniens und wahrscheinlich auch
weiterer Länder. Ziel der Studie war es, die Anzahl von Todesfällen und
Hospitalisationen in Abhängigkeit von den getroffenen Maßnahmen
vorauszusagen. Die wichtigsten Ergebnisse waren: Ohne jegliche
staatliche Eingriffe kommt es bis Spätsommer 2020 zu einer enorm hohen
Zahl an Toten (2,2 Millionen in den USA, 510.000 in Großbritannien); nur
eine Lockdown-Strategie kann eine Überlastung der Intensivstationen
verhindern.
Diese Prognose steht allerdings auf wackeligem Boden:
1.) Die Begründung dafür, dass die Infektionszahlen ungebremst exponentiell wachsen werden, unterlässt es, eine statistische Kontrolle vorzunehmen. Hinweisen auf eine eventuell in der Bevölkerung vorhandene Grundimmunität, welche das Infektionsgeschehen abmindern könnte, wurde nicht nachgegangen.
2.) Zentrale Parameter wie die Infektionssterblichkeitsrate, der Anteil asymptomatischer Infizierter oder die Sterblichkeitsrate von Intensivpatienten werden (teilweise ohne Quellenangabe) auf fixe, tendenziell hohe Werte festgelegt. Dabei wird die mögliche Bandbreite an Werten, die man für diese Parameter auf der Grundlage der bereits Mitte März verfügbaren Erkenntnisse einsetzen konnte, einfach ignoriert.
3.) Die Autoren der Studie argumentieren inkonsistent: Zum einen drängen sie zum Lockdown als angeblich einziger brauchbarer Lösung; zum anderen ziehen sie in Betracht, dass ein gezielter Schutz der Risikogruppen sowie freiwillige Verhaltensanpassungen der Bevölkerung bereits das gewünschte Ergebnis herbeiführen können. Vor diesem Hintergrund wägen die Autoren nicht Letzteres gegen die zu erwartenden Schäden ab, die scharfe Maßnahmen wie ein Lockdown nach sich ziehen werden.
Diese oder ähnliche Kritikpunkte gelten auch für später verfasste Studien, welche den Zusammenhang zwischen weiterhin aufrechterhaltenen Maßnahmen und den Todes- und Hospitalisationsfällen untersuchen, einschließlich Studien aus der Schweiz an den beiden ETHs.
Mehr Erkenntnis über die tatsächliche Verbreitung des Coronavirus wäre also wünschenswert. Das ist aber ohne flächendeckende Tests nur retrospektiv möglich, nämlich durch den Nachweis von Antikörpern oder T-Helfer-Gedächtniszellen, welche eine durchlaufene Infektion anzeigen. Diese Daten können zwar keine Erkenntnisse über die Dynamik der Virusausbreitung liefern; aber sie sind wichtig, um die Infektionssterblichkeitsrate abzuschätzen; denn die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 muss ins Verhältnis zur Gesamtzahl der Infizierten gesetzt werden, um ein genaues Maß für die Gefährlichkeit des Virus zu erhalten.
Einschlägig ist diesbezüglich die Meta-Studie von John Ioannidis von der Stanford University mit letzter mir vorliegender Aktualisierung vom 15. September 2020, veröffentlicht im Bulletin der Weltgesundheitsorganisation. Diese Studie zieht alle bis Anfang September verfügbaren Studien zum Nachweis von Antikörpern heran. Ihr zufolge liegt die Infektionssterblichkeitsrate je nach Region zwischen 0,00 Prozent und 1,63 Prozent mit einem Median-Wert von 0,27 Prozent. Ferner vermitteln die ebenfalls in dieser Studie angegebenen Zahlen zur Alters und Vorerkrankungsstruktur der Todesfälle und schweren Fälle (Intensivhospitalisationen) einen guten Eindruck von der Gefährlichkeit des Virus. Der weit überwiegende Teil der Verstorbenen ist über 70 Jahre alt und weist signifikante Vorerkrankungen auf. COVID-19 ist nur für Menschen im hohen Alter und insbesondere mit entsprechenden Vorerkrankungen gefährlich. Für alle anderen Personengruppen liegt die Gefährlichkeit im Bereich der allgemein akzeptierten, alltäglichen Risiken (wie zum Beispiel tägliche Autofahrten von ca. 100 km). Eine Gefährdung der Gesamtbevölkerung durch die Ausbreitung des Coronavirus lässt sich aus den Daten nicht ableiten.
Unbestritten ist aber, dass durch einen Lockdown oder ähnliche Zwangsmaßnahmen in der vorliegenden akuten Situation Lebensjahre gerettet werden können: Es sollten dann weniger Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 auftreten und die Spitäler entlastet werden. Allerdings gehen durch die staatlichen Zwangsmaßnahmen auch Lebensjahre verloren infolge der wirtschaftlichen, gesundheitlichen und sozialen Folgeschäden, die diese Maßnahmen anrichten. Es geht nicht darum, wirtschaftliche Schäden gegen gewonnene Lebensjahre aufzurechnen. Es geht nur um einen Vergleich zwischen gewonnenen und verlorenen Lebensjahren, letztere nur auf die Volkswirtschaft bezogen (unter Ausklammerung der weiteren gesundheitlichen und sozialen Schäden).
Das Ergebnis ist ernüchternd gemäß einer Studie von Bernd Raffelhüschen, Volkswirtschaft Universität Freiburg im Breisgau vom Juli 2020 mit Bezug auf den Lockdown in Deutschland im Frühjahr 2020: Reales Wirtschaftswachstum (nach Abzug der Inflation) und Gewinn an Lebensjahren infolge höherer Lebenserwartung sind sehr eng miteinander korreliert, weil reales Wirtschaftswachstum durch technischen Fortschritt einschließlich medizinischtechnischen Fortschritts erzielt wird. Dementsprechend ist ein Rückgang an Wachstum mit einem Verlust an Lebensjahren der Bevölkerung verbunden – das heißt, Lebensjahren, die in der Zukunft verloren gehen, weil das Wirtschaftswachstum und mit ihm der medizinischtechnische Fortschritt abgebremst wurden.
Raffelhüschen rechnet vor, dass selbst dann, wenn man die Zahl der geretteten Lebensjahre sehr großzügig ansetzt – also nicht die Vorerkrankungen der Verstorbenen berücksichtigt, sondern annimmt, dass sie eine durchschnittliche Lebenserwartung hatten – und das günstigste Szenario für den weiteren Wirtschaftsverlauf ansetzt, die Zahl der durch den Lockdown in der Zukunft verlorenen Lebensjahre die Zahl der durch den Lockdown maximal gewonnenen Lebensjahre immer noch um ein Vielfaches übersteigt. Ähnliche Ergebnisse gibt es für Großbritannien. (Miles, David K., Stedman, Michael & Heald, Adrian H.: „‚Stay at home, protect the National Health Service, safe lives‘: a cost benefit analysis of the lockdown in the United Kingdom“, International Journal of Clinical Practice 2020, DOI: 10.1111/ijcp.13674, publiziert 10. August 2020) Kurz: Die Schäden des Lockdown überwiegen dessen Nutzen bei Weitem; und während der Nutzen nur für die Risikogruppen besteht, treffen die Schäden alle Teile der Bevölkerung.
Szientismus und der politische Missbrauch von Wissenschaft
Kommen wir vor diesem Hintergrund auf die oben genannten Kriterien
zurück für ein Urteil darüber, ob die geschehene und geschehende massive
Einschränkung von Freiheitsrechten, um die Ausbreitung des Coranavirus
zu unterbinden, gerechtfertigt ist. Wenn man die bisherigen
medizinischen Erkenntnisse (unter Berücksichtigung ihrer
Variationsbreite) mit den volkswirtschaftlichen Erkenntnissen
zusammenführt, dann zeigt sich, dass die Schäden an Lebensjahren den
Nutzen an gewonnenen Lebensjahren um ein Vielfaches übersteigen, und
zwar in jedem Szenario, unter Berücksichtigung der Unsicherheit und
dementsprechend der gesamten Bandbreite der möglichen Anfangswerte, die
man für die Berechnung gewonnener und verlorener Lebensjahre einsetzt.
Unter utilitaristischem Kriterium fällt das Urteil über die staatlichen
Zwangsmaßnahmen somit vernichtend aus, und zwar für jeden betrachteten
Zeitpunkt: Alle Informationen, um die Dimension abzuschätzen, in der
sich die Schäden bewegen werden, lagen bereits Mitte März vor, ebenso
wie Informationen dazu, dass das Coronavirus nur für bestimmte Alters-
und Risikogruppen gefährlich ist. Dementsprechend hat es auch bereits
Mitte März an warnenden Stimmen aus der Wissenschaft einschließlich der
Medizin nicht gefehlt, zum Beispiel der Stimme von John Ioannidis.
Es ist mithin nicht so, dass hier Wissenschaft gegen „Corona-Leugner“ oder „Verschwörungstheoretiker“ steht oder eine Wissenschaft (Medizin) gegen eine andere Wissenschaft (Volkswirtschaftslehre). Es gab immer und gibt weiterhin auch innerhalb der Epidemiologie eine wissenschaftliche Debatte über die Gefährlichkeit des Virus und die zu erwartenden Schäden der staatlichen Zwangsmaßnahmen. Ein Beleg hierfür ist die von führenden Medizinern verfasste Great Barrington Declaration vom 4. Oktober 2020, insofern diese Deklaration statt Zwangsmaßnahmen wie die eines Lockdown und dergleichen den gezielten Schutz der Risikogruppen empfiehlt, angesichts der gravierenden Folgeschäden solcher Zwangsmaßnahmen. Ähnliche, wenn auch nicht identische Vorschläge wurden auch von führenden deutschen Medizinern und Virologen zur Diskussion gestellt. Kurz, die Evidenz und das Argument fehlen, wieso bei der jetzigen Ausbreitung des Coronavirus alles anders sein sollte als in früheren ähnlichen Fällen (wie zum Beispiel die Hongkong-Grippe von 1968/1970), die allein medizinisch bekämpft wurden und durch spontane, freiwillige Verhaltensanpassung in der Bevölkerung.
An all diesem zeigt sich wiederum, dass Wissenschaft stets ein Prozess der Erkenntnissuche ist, in dem es eine Pluralität von mit Vernunft vorgetragenen Stimmen gibt. Folglich kann es keine wissenschaftliche Politikberatung geben, die zentrale staatliche Planung des Lebens von Menschen mit dem damit verbundenen Zwang als „aus wissenschaftlicher Sicht unbedingt notwendig“ erweist. Eine solche Behauptung ist ein eklatanter Missbrauch von Wissenschaft, und zwar durch Wissenschaftler selbst, wie jüngst in der eingangs zitierten Stellungnahme der deutschen Nationalen Akademie der Wissenschaften.
Unter dem deontologischen Kriterium ergibt sich die gleiche Schlussfolgerung: Die Verbreitung des Coronavirus ist kein Verteidigungsfall. Wie die Zahlen zeigen, ist es auch kein sonstiger Fall der Gefährdung der Bevölkerung insgesamt. Es gibt daher keine Berechtigung dafür, in dieser Situation zu Notrecht zu greifen. Deshalb schaffen die beschlossenen Einschränkungen der Grundrechte einen bedenklichen Präzedenzfall. Sie setzen die Meßlatte für den Notstand in verantwortungsloser Weise herunter.
Die Alternativen bestehen nicht darin, entweder nichts zu tun oder zu Notrecht zu greifen. Wenn eine Infektionswelle anrollt, die eine bestimmte Gruppe von Personen bedroht, dann passen diese und alle anderen Personen spontan ihr Verhalten an, und dann ist es Aufgabe des Staates, einen rechtlichen Rahmen zu schaffen für Solidarität mit der gefährdeten Personengruppe, um diese vor Infektion zu schützen. Aber aus deontologischer Sicht, aus Respekt vor der Freiheit und der Würde auch gerade dieser Personen muss man jedem die Freiheit lassen, selbst abzuwägen, welche Risiken sie oder er einzugehen bereit ist für ein Leben, das sie oder er als lebenswert erachtet. Niemand hat das Recht, hier Zwang zu ergreifen, seinen persönlichen Schutz absolut zu setzen und sich über die Lebensperspektiven Anderer hinwegzusetzen.
Es erweist sich somit wiederum als fatal, die in der Aufklärung angelegte Spannung zwischen Freiheit und Szientismus zugunsten des Szientismus und seiner politischen Verwendung aufzulösen. Die Rolle von Wissenschaft darf nicht die der Staatsreligion in voraufklärerischer Zeit sein: Es gibt kein Wissen, mit dem sich eine Planung der Gesellschaft rechtfertigen ließe, die sich über die Freiheit der Individuen hinwegsetzt. Aufklärung ist auch heute der Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit, in die unsere Gesellschaft diesbezüglich hineinzulaufen droht.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf der Webseite des Liberalen Institutes in Zürich.
Prof. Dr. Michael Esfeld ist seit 2002 Professor
für Wissenschaftsphilosophie an der Universität Lausanne und seit 2010
Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, 2013
Forschungspreis der Alexander-von-Humboldt-Stiftung.
Leopoldina ignoriert in 7. Corona-Stellungnahme aktuellen Forschungsstand
Die deutsche Akademie der Wissenschaften, die Leopoldina, gab im 8. Dezember 2020 ihre 7. ad-hoc-Stellungnahme zur Coronavirus-Pandemie heraus. Sie beginnt so: Zitat: „Die aktuelle Entwicklung der Coronavirus-Pandemie gibt Anlass zu großer Sorge. Trotz Aussicht auf einen baldigen Beginn der Impfkampagne ist es aus wissenschaftlicher Sicht unbedingt notwendig, die weiterhin deutlich zu hohe Anzahl von Neuinfektionen durch einen harten Lockdown schnell und drastisch zu verringern.“
Diese Handlungsanweisung suggeriert, die Wissenschaft wäre sich in der Beurteilung der Situation einig. Dem ist aber nicht so. Diese Suggestion hat der Wissenschaftsphilosoph Prof. Michael Esfeld, er ist selbst Mitglied der Leopoldina, in einem offenen Brandbrief an seinen Präsidenten kritisiert. Die Zusammenfassung beginnt so: „Es gibt keine stichhaltige wissenschaftliche Begründung für den Versuch, die Ausbreitung des Coronavirus durch zentrale staatliche Planung und mit massiven Eingriffen in die Grundrechte zu unterbinden.“ Hören Sie ein Interview mit Prof. Michael Esfeld.
Der Link zur 7. ad-hoc Stellungnahme der Leopoldina:
www.leopoldina.org/uploads/tx_leop…rtage_final.pdf
Buch
"Land ohne Mut"
Eine Anleitung für die Rückkehr zu Wissenschaft und Rechtsordnung
Eine Allianz aus Wissenschaft und Politik erhebt immer häufiger den Anspruch, über Erkenntnisse zu verfügen, die es rechtfertigen, sich über die Freiheit der einzelnen Menschen hinwegzusetzen. Die leidvollen Erfahrungen in der Covid-Krise haben gezeigt, wie auf diese Weise großer Schaden angerichtet werden kann. Inzwischen soll auch bei Themen wie Klima, Wokeness oder Krieg Widerspruch außer Kraft gesetzt werden. Deshalb brauchen wir in Deutschland wieder mehr Mut, um als Wissenschaft getarnten Ideologien laut und offen zu widersprechen und stattdessen an den Fakten orientierte Entscheidungen zu treffen. Der Autor hat diesen Mut zum Widerspruch als renommierter Wissenschaftsphilosoph in der Corona-Krise bewiesen - und will mit diesem Buch auch seinen Mitmenschen Mut machen, mehr auf den eigenen Verstand und die eigene Urteilskraft zu vertrauen und sich dem Herdentrieb zu verweigern.
Michael Esfeld im Gespräch mit Gerd Buurmann von achgut.com über sein neues Buch "Land ohne Mut"
Hat uns die Corona-Krise den Mut genommen und wenn ja, wie finden wir den Mut wieder, eine Zukunft in Selbstbestimmung und Lebensqualität zu gestalten?
Rezension von Thomas MOSER vom 25.06.2023
Regieren im, vielleicht inszenierten, Ausnahmezustand mit Corona-, Klima-, Wokeness-Krisen: Haben Sie nicht auch den Eindruck, daß immer mehr in Ihre private Lebensführung hineinregiert, der Korridor der persönlichen Freiheit immer enger geschnürt wird? Weil eine (selbsternannte) Experten-Elite ein Wissen um das allgemein Gute, den neuen virenfreien und energiesparsamen Menschen, beansprucht, und deshalb berechtigt sei, zur Umerziehung der Menschen und Zerstörung bestehender Lebensformen. Der angebliche Notstand erfordere Dringlichkeit ohne Rücksicht auf Menschenrechte. Dann empfehle ich dieses sehr interessante Buch.
Es bietet eine
geschichtsphilosophische Einordnung dieser Krisen. Grob lässt sich
sagen, daß die guten Prinzipien der Moderne ins Negative übersteigert
wurden, so daß wir heute in einer Postmoderne leben, welche immer mehr
totalitäre Züge annimmt. Die Postmoderne beginnt 1971 mit dem Fiat-Geld,
die zum Staatskapitalismus führt. Der überbordende Fürsorgestaat
übernimmt überzogene Schutzaufgaben, die keiner rationalen
Kosten-Nutzen-Analyse standhalten. Die Wissenschaft maßt sich an mit
WorstCase-Szenarien von Viren- und Klimamodellen die Gesellschaft zu
steuern und daran direkt politische Maßnahmen mit enormen
Kollateralschäden zu knüpfen. Jedoch haben diese Modelle kaum eine
objektive Grundlage und berücksichtigen nicht, daß zwischen
naturwissenschaftlicher Erkenntnis und politischem Handeln die Freiheit
des Bewertens, was der Fall sein soll, liegt, so daß gerade nicht ein
einfaches „follow the science“ geboten ist. Noch dazu ist science
bisweilen manipuliert, siehe die mediale Ausgrenzung professioneller
kritischer Corona-Experten.
So wird etwa kurz auf die
Impfstoff-Zulassungsstudien und deren nachträgliche unabhängige
Auswertung durch Doshi/Fraiman (2022) eingegangen. S.49 „Die Ergebnisse
der Zulassungsstudien legten nahe, dass bezogen auf die allgemeine
Bevölkerung die Impfkampagne mehr Schaden in Form schwerer
Nebenwirkungen der Impfstoffe anrichtet als Nutzen in Form Verhinderung
schwerer Krankheitsverläufe hat.“ Von solch kritischen Analysen war ja
wenig zu hören in den Leitmedien.
Das Buch behandelt etwa je zur
Hälfte die gegenwärtige Postmoderne, vor allem mit Ansschauungsmaterial
aus der Corona-Zeit, sowie die Moderne mit einem Abriss des kritischen
Denkens von Sokrates, über Platon vs. Aristoteles zu Descartes und Kant.
Die Lösung liegt nun darin zu den Prinzipien der Moderne zurückzukehren
mit einem funktionierenden Rechtsstaat, einer freien Wirtschaft und
freien evidenzbasierten Wissenschaft, mit Vernunftgebrauch als Mittel
zur Begrenzung von Macht anstelle des portmodernen reinen Machtgebrauchs
auf Basis konstruierter Narrative. Hierzu braucht jeder Bürger die
Aktivierung seiner Urteilskraft, eine kritische Haltung gegenüber
Machtkonzentrationen sowie Zivilcourage mit Mut zu öffentlichem
Verstandesgebrauch.
Jedes Unterkapitel wird vom Autor zuammengefasst, so daß man den roten Faden bei der Gedankenführung nicht verliert.
Ich
zitiere die Zusammenfassung des Kapitels „2.5. Die Postmoderne in
Aktion: die Fiat-Konstruktion sozialer Realität“, denn sie zeigt die
wesentlichen Themen auf, die im Buch näher ausgeführt werden.
S167:
„Wie die Wissenschaft wird auch der Rechtsstaat durch seinen eigenen
Erfolg zu Hybris verführt. Dessen Hybris besteht in der Ausweitung der
Machtballung, die mit dem Gewaltmonopol des Staates verbunden ist,
dahingehend, Freiheit nicht nur negativ zu schützen, sondern auch
positiv durch die Erfüllung von allerlei Ansprüchen zu befördern: der
Fürsorgestaat. Die Existenz eines solchen Staates provoziert Hybris bei
wirtschaftlichen Akteuren, ihre Risiken auf den Staat abzuwälzen und
staatliche Eingriffe zu ihren Gunsten unter dem Vorwand eines
angeblichen Beitrags zum Allgemeinwohl zu fordern. Diese Entwicklung
führt zur ersten Phase der real existierenden Postmoderne: Mit dem
Fiat-Geld wird eine postfaktische wirtschaftliche und soziale Realität
konstruiert, die es der Staatsgewalt ermöglicht, beliebige Ansprüche zu
befriedigen. Die zweite, totalitäre Phase der real existierenden
Postmoderne, die mit dem Corona-Regime beginnt, erklärt sich durch das
Bündnis der Kräfte der intellektuellen Postmoderne, des
(Kultur)Marxismus und des politischen Szientismus, mit dem
Fiat-Geld-Regime der Wohlfahrtsstaaten und der Wirtschaftszweige, die
sich dieses Regime zu Nutze machen. Zumindest folgende vier Faktoren
gehen in dieses Zusammenspiel ein:
- Politischer Szientismus kontra Objektivität und methodischer Skeptizismus in der Wissenschaft;
-
Intellektuelle Postmoderne kontra Einsatz von Vernunft zur Begrenzung
von Macht zusammen mit (Kultur)Marxismus und Sonderrechten für bestimmte
Gruppen kontra gleiches Recht für alle;
- Ansprüche befriedigender Fürsorgestaat kontra Rechtsstaat;
-
Staatskapitalismus mit Unternehmen, die den Machtapparat des
Fürsorgestaates und die Ideologie des politischen Szientismus für sich
nutzen, kontra Haftung für die Folgen unternehmerischen Handelns.“
Wenn
Sie jetzt an die unglaubliche Haftungsfreistellung von Pfizer für
Impfschäden sowie an die staatlich getriebene Impfnötigung denken,
liegen Sie richtig.
Interessant auch die Dekonstruktion des Schemas der postmodernen Narrative; das Thema wechselt, die Mechanismen bleiben.
S.81:
„Das Corona-Regime reiht sich in einen Trend hin zu einem neuen
Totalitarismus ein. Das Klima-Regime mit der künstlichen Verknappung zur
Verfügung stehender Energie und das Wokeness-Regime mit der Bevorzugung
angeblich unterdrückter Minderheiten gehören ebenfalls zu diesem Trend.
Wesentliche Merkmale sind diese: (1) Es wird suggeriert, dass Menschen
durch ihre alltägliche Lebensweise andere gefährden. (2) Von diesem
Generalverdacht der Gefährdung anderer wäscht man sich durch einen
sozialen Pass (wie einen Impfpass) rein. Äußeres Merkmal ist ein
abergläubischer Kult (wie mit ständigem Maskentragen und Impfungen böse
Viren zu vertreiben). (3) Freiheiten werden als Belohnung für
Konformität von der Staatsgewalt gewährt. Die Menschenrechte werden
dadurch abgeschafft. (4) Die absichtlich herbeigeführte Verknappung von
Ressourcen wird eingesetzt, um ein Regime umfassender sozialer Kontrolle
aufzubauen. Nicht nur Freiheiten, sondern auch Ressourcen könnten
zukünftig als Belohnung für Konformität durch ein Sozialkredit-System
zugeteilt werden. (5) Um dieses Regime zu errichten, versucht die
Staatsgewalt, alle von ihr unabhängigen wirtschaftlichen Unternehmen und
sozialen Gemeinschaften bis hinunter zu den Familien auszuschalten und
stellt bestimmte Personengruppen (wie die Nicht-Geimpften im
Corona-Regime) als soziale Schädlinge dar, gegen die gezielt Hetze
angetrieben wird. (6) Hinter diesem Regime steht die Idee, dass dann,
wenn die bisherigen Lebensformen mit ihrer Verbreitung von Viren und
ihrem Verbrauch von Energie zerstört sind, ein neuer Mensch entstehen
wird.“
Der Missbrauch von Modellierung ist ein typisches Mittel des politischen Szientismus. Hierzu ein paar Zitate:
-
S111: „Ferguson (2020) setzt die Anfangswerte der entscheidenden
Parameter wie der Infektionssterblichkeitsrate, der Anzahl
symptomatischer Infektionen und der Todesfallrate von Intensivpatienten
sehr hoch an, um die Prognose eines Horrorszenarios mit sehr vielen
Todesopfern zu gewinnen. Wenn man, gestützt auf die im März 2020
bestehende Datengrundlage, niedrigere Anfangswerte dieser Parameter
ansetzen würde, käme man jedoch zu einem Ergebnis, mit dem sich keine
Panikmache und kein politischer Aktionismus rechtfertigen ließen.“
-
S112: „Aber Wellen eines neuen Virus oder auch die Entwicklung des
Weltklimas sind einmalige Prozesse. Der Öffentlichkeit zu suggerieren,
man könne mit Modellen deren zukünftige Entwicklung voraussagen, ist
nicht Wissenschaft, sondern läuft auf Täuschung der Öffentlichkeit
hinaus mit dem Ziel, Wissenschaft als Waffe gegen die Grundrechte der
Menschen einzusetzen.“
Das Buch ist gut verständlich geschrieben, die philosophischen Erklärungen zum Naturrecht dürften die anspruchsvollsten sein. Dieses Buch betrifft uns alle, denn nach dem Corona-Narrativ, das ja bisher nicht gesellschaftlich aufgearbeitet wurde, folgte sofort das Klima-Narrativ. Auch hier geht es um pseudowissenschaftliche Erkenntnis, die zu politischen Massnahmen führt, welche die Freiheit jedes Einzelnen einschränken werden, möglicherweise bis hin zu einem dystopischen Sozialkredit-System.
1926 - 1984
französischer Philosoph des Poststrukturalismus
gilt als einer der
bedeutendsten Denker des 20. Jahrhunderts
Begründer der
macht- und wissenstheoretischen Diskursanalyse
Die Spur der Macht in uns Allen
Als Michel Foucault 1984 im Alter von 57 Jahren stirbt, ist er längst zum internationalen Pop-Star der Wissenschaften vom Menschen geworden.
Der französische Philosoph und Schriftsteller Michel Foucault (dpa / picture alliance)
Viele
seiner Gedanken, Begriffe und Methoden sind in jene Gebiete der Kultur
aufgenommen werden, die er zuvor kritisiert hatte. Foucaults
Diskursanalyse, mit der er jene Strukturen herausarbeitete, die dem
Denken und Handeln der Menschen in einer bestimmten Zeit ihr Gepräge
geben, ist eine anerkannte Methode in etlichen wissenschaftlichen
Disziplinen geworden: in der Soziologie, Ethnologie, Literatur- und
Geschichtswissenschaft und in der Philosophie.
Seine
Schriften zu modernen Machttechniken zeigen, wie eng Macht mit Wissen
und körperlich wirksamen Disziplinen verbunden ist. Sie haben einen
neuen Typus wissenschaftlichen Denkens geprägt. Die intellektuelle und
biografische Unrast des Michel Foucault machte es schon zu seinen
Lebzeiten schwer, ihm einen Stempel zu verpassen. Wahlweise als
Kommunist, Dandy, Reaktionär, Antihumanist oder Anarchist bezeichnet,
wurde ihm keine dieser Zuschreibungen gerecht. Vor allem in seiner
letzten Schaffensphase bestand er auf der Möglichkeit zur Wandlung der
eigenen Gestalt und suchte jenseits des Zugriffs moderner Macht nach
Formen der Selbstgestaltung.
Bis
zuletzt hat sich Foucault philosophisch wie politisch, im Hörsaal und
auf der Straße bemüht, für jene zu sprechen, die in der herrschenden
Ordnung keine Stimme haben – die Wahnsinnigen, die Inhaftierten,
diejenigen, deren Begehren die Gesellschaft als pervers bezeichnet.
Auszug aus dem Manuskript der Ersten Stunde: Die Verschränkung von Leben und Werk – Stationen einer Biografie Michel Foucault: „Was mich beeindruckt, wenn ich mir meine Kindheitseindrücke in Erinnerung zu rufen versuche, ist, dass beinahe alle meine gefühlsmäßig starken Reminiszenzen mit der politischen Situation verknüpft sind. Die Drohung des Krieges war unser Horizont, unser Existenzrahmen. Weitaus mehr als das Familienleben bilden die Ereignisse des ‚Weltlaufs‘ die eigentliche Substanz unseres Erinnerungsvermögens. Ich sage ‚unseres‘, weil ich sicher bin, dass die Mehrzahl der Jungen und Mädchen damals dieselbe Erfahrung machte. Unser Privatleben war wahrhaft bedroht. Und das ist wahrscheinlich der Grund, weswegen ich von der Geschichte und von der Beziehung zwischen persönlicher Erfahrung und jenen Ereignissen fasziniert bin, in die wir verstrickt sind. Ich glaube, das ist der Ausgangspunkt meiner theoretischen Neigung.“ Dieser autobiografische Splitter stammt aus einem der späten Gespräche, in denen Foucault bereitwilliger als in jüngeren Jahren über persönliche Belange Auskunft erteilt. Der Philosoph verortet den Ursprung seines Denkens hier in den Erfahrungen der Kindheit. Dass der Mensch in historische Lagen hineingeworfen ist, die seinen Horizont bestimmen, dass kontingente Verhältnisse die kollektive Wahrnehmung prägen, fasziniert schon den Schüler Foucault, der 1943 im von den Nazis besetzten Frankreich die Abiturprüfung ablegt. Die Bedrohung durch den Faschismus, diese „Pathologie der Macht“, wie er später sagen wird, hat dem theoretischen wie dem politischen Leben schon früh eine Richtung gegeben. Knapp 17 Jahre zuvor, am 15. Oktober 1926, kommt Paul-Michel Foucault in der französischen Provinzstadt Poitiers als Spross einer wohlhabenden Ärztefamilie zur Welt. Der erste der beiden Vornamen zitiert den ungeliebten Vater – nach Aussagen von Freunden der Grund, aus dem Foucault ihn ablegt, als er 1945 in Paris anlangt. Fortan nennt er sich bloß noch Michel. Nach einem Spießrutenlauf durch die der eigentlichen Universität vorgeschalteten Prüfungsinstitutionen zieht Foucault 1946 in die Elite-Hochschule École normale supérieure in der rue d'Ulm ein, um sein Studium der Philosophie und der Psychologie zu beginnen. Eine Zeit des Martyriums nimmt ihren Anfang. Dem 19-jährigen Michel will es nicht gelingen, sich in die Gemeinschaft der Normaliens einzufügen, zu deren früheren Jahrgängen so renommierte Gestalten wie Jean-Paul Sartre, Raymond Aron und Maurice Merleau-Ponty gehören. Eine von Leistungs- und Konkurrenzdruck geprägte Atmosphäre lastet auf den Schülern der École; Ehemalige, die anonym bleiben wollen, berichten, jeder Student habe seine eigene Neurose gehegt. Foucault zieht sich in die Einsamkeit zurück und bespöttelt seine Kameraden mit einer grausamen Intelligenz, die bald berüchtigt ist. Mit jedem, der es wissen will, gerät Foucault in Harnisch. Die Kommilitonen von einst beschreiben den jungen Michel als zynisch, aggressiv und psychisch äußerst instabil. Es existiert ein ganzer Strauß von Anekdoten über sein irrlichterndes Verhalten in den späten 40er-Jahren: Zum Beispiel findet ihn ein Lehrer auf dem Boden liegend, mit zerschnittener Brust und einer Rasierklinge in der Hand. Ein andermal sieht man ihn des Nachts durch die Gänge schleichen, einen Mitschüler mit einem Dolch verfolgend. Ein späterer Kollege, der ihn damals schon gut kannte, behauptet „dass er sein ganzes Leben dem Wahnsinn nahe war“. Als er 1948 seinen ersten Suizidversuch unternimmt, wird Michel Foucault in das Hôpital Sainte Anne verwiesen. Etwas später wird er hier als Praktikant arbeiten und die andere Seite kennenlernen. Bei der ersten Begegnung mit der Institution Psychiatrie – deren Entstehung und Verfahren er in seinem frühen Werk „Wahnsinn und Gesellschaft“ eindrücklich beschreiben wird – kommt Foucault jedoch die Rolle des Patienten zu. Jene an einem bestimmten Punkt in der Geschichte der abendländischen Vernunft gezogene Grenze, die den Irren vom Normalen scheidet, wird für Foucaults Arbeit von großer Bedeutung sein. Überschritten hat er diese Grenze nicht bloß in der Theorie. In einem 1978 geführten Interview mit dem italienischen Journalisten Ducio Trombadori kommt Foucault so unumwunden wie nie auf die Verschränkung von Leben und Werk zurück. Er erklärt: Michel Foucault: „Dass es kein Buch gibt, das ich nicht, wenigstens zum Teil, aus einer unmittelbaren persönlichen Erfahrung heraus geschrieben hätte. Ich habe ein kompliziertes persönliches Verhältnis zum Wahnsinn und zur psychiatrischen Institution gehabt. Ich habe zur Krankheit und auch zum Tod ein gewisses Verhältnis gehabt. Ich habe über die Geburt der Klinik und die Einführung des Todes in das medizinische Wissen zu einem Zeitpunkt geschrieben, als diese Dinge für mich eine gewisse Bedeutung hatten. Dasselbe gilt aus anderen Gründen für das Gefängnis und die Sexualität.“
Auszug aus dem Manuskript der zweiten Stunde: Kein Ort nirgends – Die Globalität der Macht Den Auftakt zu Michel Foucaults wohl berühmtestem Buch „Überwachen und Strafen“ bildet eine spektakuläre Hinrichtungsszene. Der Attentäters Robert-Francois Damiens, der Mitte des 18. Jahrhunderts vergeblich versucht hatte, seinen König zu ermorden, bekam die Rache des Souveräns auf grausame Weise zu spüren. Michel Foucault: „Am 2. März 1757 war Damiens dazu verurteilt worden, „vor dem Haupttor der Kirche von Paris öffentliche Abbitte zu tun, wohin er „in einem Stützkarren gefahren werden sollte, nackt bis auf ein Hemd und eine brennende zwei Pfund schwere Wachsfackel in der Hand; auf dem Grève-Platz sollte er dann im Stützkarren auf einem dort errichteten Gerüst an den Brustwarzen, Armen, Oberschenkeln und Waden mit glühenden Zangen gezwickt werden; seine rechte Hand sollte das Messer halten, mit dem er den Vatermord begangen hatte, und mit Schwefelfeuer gebrannt werden, und auf die mit Zangen gezwickten Stellen sollte geschmolzenes Blei, siedendes Öl, brennendes Pechharz und mit Schwefel geschmolzenes Wachs gegossen werden; dann sollte sein Körper von vier Pferden auseinandergezogen und zergliedert werden, seine Glieder und sein Körper sollten vom Feuer verzehrt und zu Asche gemacht, und seine Asche in den Wind gestreut werden.“ Das 1975 im Fahrwasser seines politischen Engagements entstandene Werk „Überwachen und Strafen“ ist die erste längere Schrift, in der Foucault sein Denken der Macht entfaltet. Was meint dieses unheimliche Wort? Was ist das für ein Phänomen, von dem Foucault in den 70er-Jahren gleichsam besessen scheint und das er überall in der Gesellschaft wahrzunehmen meint? Mit welchen Techniken und Mitteln agiert die Macht? Wie wirkt sie und was richtet sie an in uns, die wir ihr ausgeliefert sind? Diese Fragen, die Foucault in Überwachen und Strafen aufwirft und kurze Zeit später in „Der Wille zum Wissen“ weiterführt, sollen uns in der kommenden zweiten Stunde beschäftigen. Foucault überlegt in seiner Schrift zur Geburt des Gefängnisses, wie es kommt, dass die eingangs zitierte Hinrichtungsszene eine der letzten ihrer Art ist, die die Archive verzeichnen? Aus welchem Grund verschwindet die öffentliche Tortur, die peinliche Strafe, die sich bis dato unter tosendem Beifall in den Körper des Verurteilten brannte? Wieso beschneidet die Strafe bald nicht mehr den Leib, sondern nur noch die Freiheit des Delinquenten? Die ursprüngliche Deutung, dass mit der Aufklärung ein humanistisches Ideal auf den Plan trete, dass „mehr Milde, mehr Respekt und mehr Menschlichkeit“ im Gefolge habe, kann Foucault nicht befriedigen. Schaut man auf das, was ihm im Zuge seiner Gefängnisaktivitäten in den 70er-Jahren widerfuhr, ist dieses Misstrauen gegenüber dem Siegeszug einer wohlmeinenden Menschlichkeit kaum verwunderlich. Die Polizeiknüppel waren mit erbarmungsloser Härte auf ihn und seine Mitstreiter niedergegangen. Bei den Gefängnisrevolten in Nancy und anderswo hatte die Staatsmacht mit brutaler Repression reagiert. Human – so die Erfahrung von Foucault und anderen Aktivisten – ging es weder auf der Straße noch in den Gefängnissen zu. Die Beigabe, die den Befunden Foucaults zusätzliche Schärfe verleiht, ist die persönliche Begegnung mit dem Gefängnissystem. Seine Interviews mit Sträflingen und deren Familien, seine Gefängnisbesuche, sein Raufhandel mit der Polizei, seine eigenen kurzen Haftaufenthalte bilden den emotionalen Untergrund seiner sprachmächtigen Machtkritik. Mag es durchaus so scheinen, dass die Gefängnishaft die gegenüber der Marter menschlichere Strafe darstellt, verfolgt das Gefängnissystem laut Foucault doch weniger hehre Ziele. Die sich seit dem frühen 19. Jahrhundert verändernden Strafinstitutionen machen den Körper auf eine feinere Weise zur Zielscheibe der Macht als es die Folter- und Todespraktiken des alten Souveräns taten. Das gemeine Verbrechen, das lange Zeit vor allem als Unrecht gegen den König galt, wurde durch ein Fest der Qualen am Körper des Verurteilten gesühnt. Im vormodernen Rechtsverständnis sei es, so Foucault, vor allem darum gegangen, eine durch die Tat verrückte Ordnung wieder herzustellen. Die Macht des alten Souveräns ist eine rein negative Macht, die im Wesentlichen mit Verboten operiert. Das Maß ihrer Straftechnik ist der Grad an Verwüstung, dem der Körper des Verbrechers ausgesetzt wird. Im 18. Jahrhundert entwickelt sich mit den Reformjuristen eine neue Politik des Körpers. Die Bestrafung wird nicht länger in einem exzessiven Blutbad zelebriert. Vielmehr wird der Ruf nach einer nachvollziehbaren Bestrafung laut, die zum Verbrechen im Verhältnis steht. Das neue Strafrecht zielt laut Foucault auf die Seele des Individuums, insofern jeder Einzelne wissen soll, was genau ihn bei welchem Vergehen erwartet. Die tobende Rache des Souveräns wird durch die gerechte Strafe ersetzt. Seit 1810 erscheint die Macht der milden Mittel auf der historischen Bühne. Statt der Zerstörung des Körpers setzt sie unter dem Einfluss des sich entwickelnden Kapitalismus auf Dressur. Eine neue Technologie der Macht, die produktive, gleichsam positive Effekte zeitigt, bahnt sich langsam aber sicher ihren Weg. In ihrer mikrophysischen Variante brennt sich die Macht nicht länger mit Pomp und Pathos in den Körper des Verurteilten – sie schleicht sich in seine Falten hinein, sickert wie ein unsichtbarer Film durch die Haut hindurch ins Innere. Das öffentliche Zeremoniell weicht der stillen Unterweisung hinter geschlossenen Mauern. Es geht nicht länger darum, den Körper zu quälen, sondern darum, ihn produktiv zu machen, ihn zu disziplinieren. Der gefangene Mensch wird einem peniblen Tagesprogramm und einer rigiden Norm unterstellt. In „Überwachen und Strafen“ schreibt Foucault: Michel Foucault: „Zweifellos aber lässt sich ein Gedanke festhalten: dass in unseren Gesellschaften die Strafsysteme in eine bestimmte „politische Ökonomie“ des Körpers einzuordnen sind. Selbst wenn sie auf gewaltsame oder blutige Züchtigungen verzichten, selbst wenn sie die „milden“ Methoden der Einsperrung oder Besserung verwenden, geht es doch immer um den Körper – um den Körper und seine Kräfte, um deren Nützlichkeit und Gelehrigkeit, um deren Anordnung und Unterwerfung.
Auszug aus dem Manuskript der Dritten Stunde: Ethik des Selbst als Widerstand Michel Foucault: „Was mich erstaunt, ist, dass in unserer Gesellschaft die Kunst nur noch eine Beziehung mit den Objekten und nicht mit den Individuen oder mit dem Leben hat. Und auch, dass die Kunst ein spezialisierter Bereich ist, der Bereich von Experten nämlich, den Künstlern. Aber könnte nicht das Leben eines jeden Individuums ein Kunstwerk sein?“ Wer spricht dort? Ist das Michel Foucault, der Analytiker der Mikromächte? Jener Genealoge, der zeigen wollte, dass die Subjekte in historisch wandelbaren Wahrheitsspielen erst gebildet werden? Das Leben eines jeden Individuums ... ein Kunstwerk??? Was sind das für merkwürdige Worte von einem Philosophen, der den Menschen als Produkt einer Machtordnung begreift? Wer die Existenz als künstlerisches Werk in Aussicht stellt, als etwas, das erschaffen und gestaltet werden kann – setzt der nicht notwendig ein gehöriges Quantum Freiheit voraus? Foucault hatte wie kaum ein Zweiter mit der Staatsmacht gestritten. Jahre lang ist er ein Kämpfer gewesen. Nicht von ungefähr sprach ein guter Freund, der Historiker Paul Veyne, in seinem Porträt vom „Philosophen als Samurai“. Michel Foucault wurde in den 70er-Jahren von vielen als Widerstand in Person, als Ikone der Gegenmacht gefeiert. Auf dem Feld der Theorie aber waren seine Beiträge zur Emanzipation eher spärlich. Wie war es möglich, Formen des Widerstands zu denken, wenn es das Subjekt gar nicht geben sollte? In den vielen Interviews und Gesprächen, die uns aus jener Zeit geblieben sind, hat Foucault stets für die lokalen Revolten und sektoriellen Kämpfe geworben. Die großen Werke lassen den Leser im Hinblick auf die Möglichkeit zum Widerstand jedoch häufig ernüchtert zurück. In der Retrospektive hat sich Foucault entschieden gegen den Vorwurf gewehrt, dass die Idee von der Globalität der Macht jede Möglichkeit zum Aufbegehren von vornherein verhindert. In einem Gespräch, das in seinem Todesjahr geführt wurde, weist er auf die Unterscheidung von Macht und Herrschaft hin. Die Macht als eine mobile, umkehrbare und per Definitionem instabile Beziehung, setze die relative Freiheit der Individuen notwendig voraus. Michel Foucault: „Man sollte beachten, dass es Machtbeziehungen nur in dem Maße geben kann, in dem die Subjekte frei sind. Wenn einer von beiden vollständig der Verfügung des anderen unterstünde und zu dessen Sache geworden wäre, ein Gegenstand, über den dieser schrankenlose und unbegrenzte Gewalt ausüben könnte, dann gäbe es keine Machtbeziehungen. Damit eine Machtbeziehung bestehen kann, bedarf es also auf beiden Seiten einer bestimmten Form von Freiheit. Das heißt, dass es in Machtbeziehungen notwendigerweise Möglichkeiten des Widerstands gibt. Vor diesem allgemeinen Hintergrund weigere ich mich, die Frage zu beantworten, die man mir manchmal stellt: „Aber wenn die Macht überall ist, dann gibt es keinen Widerstand.“ Ich antworte: Wenn es Machtbeziehungen gibt, die das gesamte soziale Feld durchziehen, dann deshalb, weil es überall Freiheit gibt. Jetzt gibt es in der Tat Herrschaftszustände. In sehr vielen Fällen sind die Machtbeziehungen derart verfestigt, dass sie auf Dauer asymmetrisch sind und der Spielraum der Freiheit äußerst beschränkt ist. In diesen Fällen ökonomischer, sozialer, institutioneller oder sexueller Herrschaft besteht das Problem in der Tat darin, zu wissen, wo sich Widerstand formieren kann. Die Behauptung jedoch: „Sehen Sie, die Macht ist überall, folglich gibt es keinen Platz für die Freiheit“ scheint mir absolut unangemessen. Man kann mir nicht die Vorstellung zuschreiben, dass Macht ein Herrschaftssystem darstellt, das alles kontrolliert und keinerlei Raum für Freiheit lässt.“ Die relationale Machttheorie erklärt den Widerstand zu ihrer notwendigen Bedingung. Gerade die Idee von der Allgegenwart der Macht im sozialen Raum hatte die lokalen Widerstandszellen beflügelt. So suchte man nicht mehr nach dem Feind Nummer Eins, der sich in den Präsidentenpalästen oder in den Türmen des Kapitals verborgen hält, sondern zielte auf den unmittelbaren Gegner, dem man ausgeliefert war. Auf diesem Weg hatten Michel Foucault und Gilles Deleuze auch den „totalen Intellektuellen“ à la Sartre verabschiedet und das Zeitalter des „lokalen Intellektuellen“ ausgerufen, als dessen Verkörperung sie sich selbst verstanden. Dennoch: Die Entrüstung, mit der Foucault sich im eben zitierten Gespräch verteidigt, deutet darauf hin, dass die Frage nach dem Widerstand einen wunden Punkt getroffen hat. So liest Foucault 1984 seine Arbeiten der 70er-Jahre von einem veränderten Standpunkt aus. Er interpretiert einiges von dem, was ihn in der Gegenwart beschäftigt, in seine Vergangenheit hinein und nimmt nachträgliche Korrekturen vor. Mag man auch den fundamentalen Beziehungscharakter seines Machtbegriffs in Rechnung stellen – trotzdem bleibt die Frage, wer sich da eigentlich befreien soll, wenn das Subjekt im Moment seiner Entstehung schon ein Resultat von Unterwerfung ist. Hatte Foucault nicht selbst das Begehrenssubjekt, zu dessen Befreiung die sexuelle Revolution angetreten war, als Produkt des Wissensregimes entlarvt? Der eingangs zitierte Gedanke über das Leben als Kunstwerk überrascht Freunde und Feinde gleichermaßen – aus dem einfachen Grund, dass das Subjekt am Tisch der foucaultschen Denkfiguren bislang keinen eigenen Platz besaß. Bei allen Verbindungslinien, die sich vom Spätwerk her zu seinen früheren Arbeiten ziehen lassen, kann man sagen, dass Foucault dem Subjekt gegen Ende der 70er-Jahre eine neue Bedeutung verleiht. Bei seiner Analyse des modernen Regierungswesens geht ihm ein Licht auf. Er stellt fest, dass Subjekte nicht bloß von außen zugerichtet werden, sondern sich in einer Mischung aus Fremd- und Selbsttechniken konstituieren. Statt auf die Praktiken der Unterwerfung richtet der Foucault der 80er-Jahre sein Augenmerk auf die Praktiken der Freiheit. Das Ethos der Selbstformung, die niemals abgeschlossene Bearbeitung der eigenen Gestalt deutet Foucault als Widerstandspraxis gegen die Zuschreibungen des Wissensregimes. Das gewandelte Antlitz, mit dem uns der vielgesichtige Philosoph in seiner letzten Lebens- und Werkphase entgegenblickt, ist also ein wichtiges Thema. Es ist die Zeit, in der sich Foucault immer häufiger in den USA aufhält. Er überlegt sogar, dem alten Fernweh nachzugeben und sich jenseits des Atlantiks niederzulassen. In San Francisco erlebt Foucault eine erotische Kultur, die er so nicht gekannt hatte. Theoretisch sucht er in der griechischen Antike nach Anknüpfungspunkten für eine Ethik der Gegenwart. Praktisch experimentiert er in Kalifornien mit alternativen Lebensformen.
1 Jahr zu Hause bleiben - Ethik und Sprache der Corona-Massnahmen
Niemanden lässt die Corona-Politik unberührt. Jeder versucht verzweifelt, sich einen Reim darauf zu machen. Der Philosoph Alberto Giubelini, Senior Research Fellow für praktische Ethik an der Universität Oxford mit den Schwerpunkten Ethik der öffentlichen Gesundheit und Ethik des Impfens, hat seine Gedanken bei Collateral Global veröffentlicht. Collateral Global ist eine Wohltätigkeitsorganisation in Großbritannien, die sich der Erforschung, dem Verständnis und der Kommunikation der Wirksamkeit und der Nebenwirkungen der nicht-pharmazeutischen Maßnahmen widemt, die von Regierungen weltweit als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie ergriffen wurden. Alberto Giubelinis Text heißt: Von der Ethik und der Sprache der Corona-Maßnahmen, er wurde von Bastian Barucker übersetzt und von Sabrina Khalil für uns eingelesen.
geboren 1968 in Bonn
schreibt die jeden Samstag erscheinende Kolumne
Grauzone für das Magazin Cicero. Texte von ihm erschienen u. a. in der FAZ, in brand eins, der NZZ und im Schweizer Monat.
Ebenfalls arbeitete er für den Deutschlandfunk und seit 2005 für die
Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF). Seit 2007 veröffentlicht er
regelmäßig medienwissenschaftliche Fachartikel in dem Magazin tv diskurs – Verantwortung in audiovisuellen Medien.
2014 erschien der von ihm zusammen mit Gerson Raabe herausgegebene Sammelband "Religion. Facetten eines umstrittenen Begriffs"
2017 erschien sein Essay "Hypermoral - Die Lust an der Empörung"
2018 veröffentlichte er seinen Essay "Kulturpessimismus - Ein Plädoyer und 2019 Politischer Kitsch. Eine deutsche Spezialität"
Hypermoral - die neue Lust an der Empörung - ein Essay
im Gespräch bei Radio München mit Eva Schmidt (Redakteurin)(siehe auch unter dem Menüpunkt "Journalistisches")
Wie ist es heute in unserer heterogenen Gesellschaft möglich, eine blonde Musikerin auszuladen, weil sie Dreadlocks trägt, gleichzeitig aber doch den Individualismus, die Vielfalt groß zu schreiben. Wie ist es möglich, „my body my choice“ zu zelebrieren, wenn es um ungeborene Kinder geht, bei einer Therapie in der Erprobungsphase davon aber nichts mehr wissen zu wollen. Über die Phänomene Minderheitenkult, Opferfetischismus und Gleichheitsideologie kommt der promovierte Philosoph, und freie Kultur- und Wissenschaftsjournalist Dr. Alexander Grau dem grassierenden Hypermoralismus auf die Spur. a Schmidt geführt hat.
1770-1831
In seiner »Phänomenologie des Geistes« aus dem Jahr 1807 schreibt Hegel:
»Inzwischen, wenn die Besorgnis, in Irrtum zu geraten, ein Mißtrauen in
die Wissenschaft setzt, welche ohne dergleichen Bedenklichkeiten ans
Werk selbst geht und wirklich erkennt, so ist nicht abzusehen, warum
nicht umgekehrt ein Mißtrauen in dies Mißtrauen gesetzt und besorgt
werden soll, daß diese Furcht zu irren schon der Irrtum selbst ist.«
In seiner »Phänomenologie des Geistes« aus dem Jahr 1807 schreibt Hegel: »Inzwischen, wenn die Besorgnis, in Irrtum zu geraten, ein Mißtrauen in die Wissenschaft setzt, welche ohne dergleichen Bedenklichkeiten ans Werk selbst geht und wirklich erkennt, so ist nicht abzusehen, warum nicht umgekehrt ein Mißtrauen in dies Mißtrauen gesetzt und besorgt werden soll, daß diese Furcht zu irren schon der Irrtum selbst ist.« (S. 69) Dass die Furcht zu irren schon der Irrtum selbst ist-dem kann sicher zugestimmt werden, denn Irrtümer sind so unausweichlich wie notwendig für jeden Erkenntnisfortschritt. Aber indem Hegel fordert, es solle ein Misstrauen gegen das Misstrauen in die Wissenschaft gesetzt werden, zeigt sich, dass es auch in dieser Frage unbedingt erforderlich ist, Hegel »vom Kopf auf die Füße« zu stellen, wenn man verstehen will, woran der Geist (der Kritik) in dieser Zeit der Krise krankt. Denn das tut er. Fast wähnt man ihn schon tot, ausgestorben, allerorten. Keine Phänomenologie des Geistes ist also erfor-derlich, sondern vielmehr eine Epidemiologie des Geistes, eine Untersuchung, wie sich die »Krankheit« (d.h. die Schwächung) der Kritik verbreitet. Denn der Geist äußert sich immer als Kritik. Wo die Kritik verstummt-und ich höre dieses Verstummen schreien-, dort herrscht der Ungeist. Manche nennen ihn auch Sachzwang. Doch wer wurde je durch eine Sache gezwungen?-Der Zwang geht immer von denen aus, die die Sache gebrauchen. Meist ist es ein Missbrauch, und oft schweigen die Opfer des Missbrauchs. Das ist ein bekanntes Phänomen. Und es macht krank. Vor allem wenn dieses Schweigen, diese Krankheit, so um sich greift, wie aktuell.
1889-1976
Die Frage nach dem Dasein in der Welt
Referent: Dr. Emanuel Seitz
(siehe auch weiter oben auf dieser Seite unter dem Menüpunkt "HARP")
Heidegger ist der große philosophische Lehrer des 20. Jahrhunderts. Kaum ein Philosoph von Rang, der nach ihm kam, war von seinen Gedanken unabhängig oder konnte ihn ignorieren. Seine weltweite, kulturübergreifende Wirkung setzte bereits zu Lebzeiten ein.
Eine seiner größten Leistungen war, dass er einem Jahrhundert, das durch Soziologie, Hermeneutik und Historismus verlernt hatte, philosophisch zu denken, wieder die Art und Weise des philosophischen Fragens beizubringen vermochte. Der Kern dieses Projekts ist die Frage nach dem Sinn von Sein und die Rückkehr zu den Ursprüngen eines Gedankens.
Seine Ontologie stellte ursprünglich das Dasein, die faktische Existenz eines Menschen, in den Mittelpunkt des eigenen Philosophierens und entwickelte sich mehr und mehr zur Frage nach dem Grund und Wesen von Sein selbst. Seine Sprache raunt mit deutschtümelnder Schwere von Sorge, Abgrund, Geviert, Befindlichkeit, Erschlossenheit und Seinsverlassenheit – ihre Leistung aber zeigt sich in völlig neuartigen Interpretationen von Kunst, Technik, Wahrheit und Wissenschaft.
Zeit und Sein - ein Vortrag aus 1962
Lehre und Leere der Philosophie von Martin Heidegger
mit
Philipp FELSCH (Professor für Kulturgeschichte an der
Humboldt-Universität zu Berlin, Buch: "Wie Nietzsche aus der Kälte kam")
Oliver PRECHT (Philosoph, Literaturwissenschaftler, Wissenschaftler am
Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin, Autor
des Buches "Martin Heidegger. Zur Selbst- und Fremdbestimmung seiner
Philosophie" (2020)
)
Seine frühen Schriften, insbesondere "Sein und Zeit", verhalfen Martin Heidegger (1889 – 1976) schon in jungen Jahren zu Weltruhm: Die darin entwickelte Sicht auf die menschliche Existenz galt vielen Zeitgenossen als revolutionär. Sein Engagement für den Nationalsozialismus hat ihm Kritik, Polemik und Verachtung eingebracht. Die Frage, wie einer der bedeutendsten Denker seiner Zeit das Hakenkreuz tragen konnte, füllt heute ganze Regalreihen. War sein „Engagement“ die logische Konsequenz seines Denkens? Oder war es lediglich der naive Fehltritt eines im Kern unpolitischen Philosophen? Auch das geschichtsphilosophische Denken, das er nach dem Ende seines kurzen politischen Engagements entwickelte, bleibt einem Verdacht ausgesetzt: Hat Heidegger die richtige oder überhaupt eine Lehre aus dem fatalen Intermezzo gezogen? Konnte und wollte er seine philosophische Naivität in Bezug auf das Politische überwinden? Ob sein Denken kompromittiert ist, ob wir heute noch etwas damit anfangen können und sollten, lässt sich nur entscheiden, wenn man versteht, welches Interesse Heidegger mit seiner Lehre verfolgte. In unserem Gespräch gehen wir daher der Frage nach, worauf seine Lehre vom „Dasein“ oder von der „Seinsgeschichte“ letztlich abzielt, ob sie Ausdruck eines revolutionären Projekts oder einer philosophischen Leere.
Moral ist kein Marketing: Warum wir uns selbst belügen - "Die Krise beginnt in dir"
Familie statt Ich-Kult: Aristoteles’ vergessene Lehre
Warum fühlen sich viele trotz Wohlstand leer – und was ist der Ausweg? Markus Langemann spricht mit Dr. Gerhard Hofweber über innere Krise statt Dauer-Krisenmeldungen, Mut und Loslassen, Burnout vs. Depression, Wahrheit als Ordnung der Wirklichkeit, Gott und Erkenntnis, Familienwohl statt Ego-Optimierung (Aristoteles), die Erosion von Debattenkultur, moralischen Imperialismus und den Sokrates-Impuls, „auf die innere Stimme zu hören“. Ein Gespräch ohne Korsett: klar, radikal, heilsam.
Angst regiert unsere Zeit - was wir verloren haben und was zu tun ist
Was ist Wahrheit? Was ist Glück? Gibt es einen objektiven Sinn im Leben – oder ist alles relativ? In diesem außergewöhnlichen Interview trifft CdkW-Herausgeber Markus Langemann auf den Philosophen Dr. Gerhard Hofweber. Ein tiefgründiges, herausforderndes Gespräch über die Grundfragen unseres Daseins: Wahrheit, Angst, Ordnung, Gott – und über das, was wir als moderne Menschen verloren haben.
Dr. Hofweber sagt:
„Glück ist kein Moment. Es ist eine Handlung.“
„Politik ist heute ausschließlich von Angst getrieben.“
Dieses Gespräch lädt nicht zum Konsum, sondern zur Reflexion ein. Wenn Sie sich nach Orientierung sehnen – hier ist sie.
geboren 1949
wird international rezipiert und gehört zu den wichtigsten Mitgliedern der dritten Generation der Frankfurter Schule
von 2001 bis 2018 Direktor des renommierten Instituts für Sozialforschung (IfS) an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.
lehrt und forscht seit 2011 als Lehrstuhlinhaber der Jack C. Weinstein Professor of the Humanities an der Columbia University in New York
Marx ist tot, aber der Sozialismus lebt – zumindest als Idee. Der renommierte Philosoph Axel Honneth spricht von einem unvollendeten Projekt und entwirft einen Sozialismus für die Gegenwart. Im Gespräch mit Barbara Bleisch verteidigt er seine gesellschaftskritische Vision.
"Skepsis
bedeutet wortwörtlich eine durchdachte Untersuchung,
das
Betrachten eines Problems in einem unvoreingenommenen Geist,
das
Betrachten einer Frage von vielen Seiten.
In diesem
Sinne ist sie das eigentliche Wesen
der
Philosophie und der Wissenschaft."
(Zitat: JOSEPH ALEXANDER LEIGHTON, 1870-1954, US-Amerikanischer Philosoph und Theologe, Prof. für Philosophie an der Ohio State University)
1895-1973
Deutscher Sozialphilosoph und führender Kopf der
Frankfurter Schule; war Direktor des Instituts für Sozialforschung und
Herausgeber der Zeitschrift für Sozialforschung.
Er hatte von Corona noch keine Kenntnis, aber vollkommen recht, als er sagte:
„Der Kapitalismus in der Krise wird aufrechterhalten mit den terroristischen Mitteln des Faschismus. Deshalb soll vom Faschismus schweigen, wer nicht auch vom Kapitalismus reden will.“
Und wenn etwas aussieht wie Faschismus, sich verhält wie Faschismus und argumentiert wie Faschismus, dann ist es wohl auch Faschismus. Der US-amerikanische Wissenschaftler und Biologe Guy McPherson gab den Kapitalisten Folgendes mit auf den Weg:
„Wenn Sie wirklich glauben, dass die Umwelt weniger wichtig ist als die Wirtschaft, versuchen Sie die Luft anzuhalten, während Sie Ihr Geld zählen.“
Corona ist die Erstaufführung des globalen Faschismus. Es fing erst ganz langsam an, aber dann. Und wie!
Und wie? Mit der geballten PR-Maschinerie der Welteroberungsgesellschaft. Die gibt vor: „Bleiben Sie gesund.“ Gleichzeitig plant sie die nächsten Hetzkampagnen zur Einnahme von Märkten und Menschen.
Wer, liebe Freunde und Verfechter der Alternativlosigkeit, der Konformität und des Totalitarismus, fordert denn nun ein radikales Handeln für Frieden und zur Ausrottung von Not und Elend auf dem Planeten?
Impfstoff-Verfechter Gates, Paket-Händler Bezos oder Lithium- Schürfer Musk? Biden oder Trump, Xi, Putin, Merkel, Johnson, Erdoğan oder Macron? Öl-Scheichs und andere Menschenrechtsverachter? Mafia-Bosse und Drogen-Barone? Drosten, Fauci, das RKI, ein gutes Dutzend Hopkins-Doktoren? Leitmedien und ihre eingekauften Faktenchecker? Grüne SUV-Fregatten oder Salonlinke? Antideutsche, Nazis oder Reichsbürger mit V-Mann-Anhang? Vielleicht die Bilderberger? Die CIAs, die Al-Qaidas, die Weißhelme? NATO-Falken und Atlantik-Brücken? Die Pharma- oder Bankenlobby? Die Panzer- und Pistolenbauer? Oder Sie? Wenn dann doch Sie, solange man Sie lässt!
1883-1969
lehrte u. a. in Basel und wurde 1967
Schweizer Staatsbürger.
Jaspers gilt als herausragender Vertreter der Existenzphilosophie, die
er vom Existentialismus Jean-Paul Sartres strikt unterschied. Er war
zunächst Lehrer und anschließend lebenslanger Freund von Hannah Arendt,
mit der ihn auch ein jahrzehntelanger Briefwechsel verband. Auch mit
Martin Heidegger stand er in Briefwechsel, der – in der Zeit des
Nationalsozialismus unterbrochen – nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch
spärlich war. Mit Max Weber, Hans Walter Gruhle und Kurt Schneider
verband ihn eine langjährige Freundschaft. Enge Kontakte unterhielt er
auch zu Alfred Weber, Eberhard Gothein und Gustav Radbruch.
Jaspers
gehörte zum Gesprächskreis um Marianne Weber. Nach 1945 war er
maßgeblich an der Neugründung der Universität Heidelberg beteiligt und
trat dadurch in eine lebenslange Beziehung mit deren erstem Rektor nach
der Wiedereröffnung, Karl Heinrich Bauer.
Als Arzt hat Jaspers grundlegend zur wissenschaftlichen Entwicklung der
Psychiatrie beigetragen. Sein philosophisches Werk wirkt insbesondere in
den Bereichen der Religionsphilosophie, Geschichtsphilosophie und der
Interkulturellen Philosophie. Mit seinen einführenden Schriften zur
Philosophie, aber auch mit seinen Schriften zu politischen Fragen wie
zur Atombombe, zur Demokratieentwicklung in Deutschland und zur
Wiedervereinigung hat er hohe Auflagen erreicht und ist einem breiteren
Publikum bekannt geworden.
09.06.1976 - 12.10.2023
"Ohne Gunnar, der mir ein Seelenfreund geworden ist, hätte ich die 1. Jahre dieser menschenverachtenden Corona-Plandemie, dieses größten Menschheitsverbrechen aller Zeiten nicht überstanden.
DANKE für Deine Kraft, lieber Gunnar, für die Wahrheit einzustehen. Mir bricht das Herz, daß diese Kraft zuletzt nicht ausgereicht hat, Deine Krankheit zu besiegen." (Friederike Winkelmann, gedankenReich)
Ein Nachruf von BORIS REITSCHUSTER
Quelle: Blickwinkel
Alle Videos von Gunnar auf Odysse
Jetzt muss ich nicht mehr dazugehören - im Gespräch mit Björn Groß von "Stimmen des Widerstands"
Was, wenn sie das nochmal machen !?!
Ein Test, sie Alle zu knechten
man legt uns Ketten an, um uns zu steuern und zu beherrschen
Was habt Ihr getan ! Kollateralschäden aufgrund der C-Inszenierung WELTWEIT
Es
gibt das Virus, aber es gibt KEINE belastbare Grundlage zur Bewertung
der Covid-19-Lage, die die Massnahmen und Einschränkungen der
Politik
erklären und rechtfertigen.
There is no Glory in Prevention - ein Narrativ, das nicht mehr hinterfragt wird
von der Abschaffung der Ungewissheit
was passiert, wenn wir Alle geimpft sind - Ausführungen des Mediziners Geert Vanden Bossche
Was, wenn ich Euch das vor 1 Jahr gesagt hätte ...
Wenn ich Euch das vor 1 Jahr gesagt hätte
das Schweigen der intellektuellen Lämmer
vom Verlust der Freiheit - Gespräch mit Raymond UNGER
Das Mass ist voll - Gespräch mit Nicolas A. RIMOLDI
Totalitäre Auswüchse eines neuen Gesundheitsstaats ?
wenn die roten Linien zu nahe kommen - Weg zu einem selbstbestimmten Leben
Wie kommen wir da wieder raus ? Umfrage in Österreich zur Angst vor Corona und die Folgen der Massnahmen - Univ. Prof. Dr. Manuel SCHABUS
Interview mit Prof. Dr. Ulrich KUTSCHERA - Corona-Leugner und der Ursprung des SARS-Cov2-Virus
wer schützt unsere Kinder ? - im Gespräch mit Maurice JANICH
Die gesellschaftliche Konstruktion der Krankheit
Testpflicht an Schulen - unter Aufsicht der Lehrer
Gespräch mit Prof. Sucharit Bhakdi und Prof. Karina Reiss
über Studien, die Zweifel an der Brauchbarkeit des PCR-Tests belegen sowie an der Schädlichkeit der Masken
Sehe ich das immer noch richtig ?
Sven BÖTTCHER - über sein Buch "Wer, wenn nicht Bill"
Charakteren wie Klaus Schwab, Bill Gates oder Eric Schmidt will der Schriftsteller Sven Böttcher "nicht direkt unterstellen, dass sie es böse mit uns meinen. Sie denken wohl, wenn sich etwas ändern muss in der Welt, ist hier unser Vorschlag. Wer soll das denn machen, wenn nicht die einflussreichsten Menschen der Welt?"
Im Interview mit mir spricht er über den Great Reset, große Pläne und "edle Absichten", die kaum offener auf dem Tisch liegen könnten. Wir reden, unter den Magnolienbäumen sitzend, über das "Team Bill", die benevolenten Herren der Welt, wie Böttcher sagt, die sich versammelt haben, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen, den Kollaps, Utopien und das Menschenbild der Kontrolle entgegen dem des Vertrauens.
Sven Böttcher ist ein deutscher Schriftsteller, Übersetzer, Drehbuchautor, Produzent und Vater dreier Töchter.
Prof. Dr. Michael SPITZBART - Arzt und Spezialist für präventive und orthomolekulare Medizin
über medizinische Fehlinformationen intravenös verabreicht
Die Medikalisierung des Lebens
"Bleiben Sie gesund!“ – Seit Beginn der immerwährenden pandemischen Lage, seit dem täglichen Drosten-Podcast und den unzähligen
Pressekonferenzen des RKIs dürfte es auch der Letzte erkannt haben: die Ära, in der wir leben, ist ein medical age: das Zeitalter der Medizin.
Die Medizin
verkörpert fundamentale Leitgedanken unserer Kultur, hat sich zur Königin der Wissenschaften gekrönt und zu einer elementaren Institution
gesellschaftlicher Kontrolle erhoben. Sie ist das neue Repositorium der Wahrheit: der Ort, an dem allumfassende und oft endgültige Urteile von scheinbar
moralisch neutralen und objektiven Experten gefällt werden, im Namen der Gesundheit natürlich.
Diese Experten besitzen die exklusive Lizenz, uns zu
verkünden, was es bedeutet, krank zu sein und, dass Krankheit etwas Allgegenwärtiges ist. Die Ärzteschaft wird damit zum Gatekeeper von mehr und
mehr Bereichen des gesellschaftlichen Handelns – Handeln, das Vorteile und Strafen, Privilegien und Ausschlüsse gewährt.
Wie konnte es nur dazu
kommen?
Zu diesem ungesunden Monopol der Medizin. Ging das in politischen Hinterzimmern vonstatten oder direkt vor unseren Augen? Entstand es in den
Krankenhäusern oder ist es vielmehr die Ebene des täglichen Lebens, auf der sich Gedanken und Ideologien über Gesundheit manifestieren? Sind wir an
diesem Übel am Ende sogar mitbeteiligt gewesen? Ivan Illich und Irving Zola haben da so eine Theorie. Der Weg dorthin, sagen sie, war ein schleichender,
recht unscheinbarer gesellschaftlicher Wandlungsprozess namens Medikalisierung des Lebens. Aber seht selbst.
die gesellschaftliche Konstruktion von Krankheit
Gesellschaftliche Phänomene sind nicht „gottgegeben“ oder „einfach da“. Sie werden vielmehr von uns Individuen in dieser Gesellschaft konstruiert und
gewinnen durch menschliches Handeln ihre Gestalt und letztendlich den Status von objektiver Wirklichkeit.
Auf diese Weise lässt sich auch Krankheit als
soziales Konstrukt verstehen, als gesellschaftlich produziertes Wissen. Konstrukteur dieses Wissens ist jedoch nicht die Gesellschaft als Ganzes, sondern
einzig und allein die medizinische Gemeinschaft, die sich dem Vorrecht über Definition und Klassifikation von Krankheit bemächtigt hat.
Was sagt die Art
und Weise, wie wir mit Gesundheit und Krankheit umgehen, über unsere gesellschaftlichen Denkweisen aus? Welche Krankheiten wir anerkennen, welche
wegfallen und welche neu erfunden werden, gibt Aufschluss über die Hierarchie der Werte innerhalb einer Kultur. Doch Krankheiten können auch als Alibi
für die Inkompetenz einzelner Systeme fungieren - Schuldzuweisungen, die die Unfähigkeit des Systems, eine förderliche und menschenfreundliche
Struktur anzubieten, verschleiern. Und in der Ausweitung des klinischen Krankheitsbegriffs auf die ganze Gesellschaft und das ganze Leben, das damit
zum Vollzeit-Open-Air-Krankenhaus wird, sieht man die Übermacht von Verwaltung, Überwachung, Kontrolle und Sanktionierung, mit denen in einer
medikalisierten Gesellschaft Macht ausgeübt wird.
Dieser Beitrag ist ein Prolog – eine Einführung in den Themenkomplex der Krankheit (der Gesellschaft),
in das Werk von Ivan Illich, die Medikalisierung des Lebens, die Enteignung der Gesundheit und die fatale Rolle der Ärzteschaft in dieser klinischen
Misere, in der wir uns befinden.
10 Versuchungen der Unfreiheit
"Der Staatsvirus" - Buch von Gunter FRANK
Ein Arzt erklärt, wie die Vernunft im Lockdown starb.
Woran es sich zu erinnern lohnt - ein Gespräch mit Robert PFALLER (Philosoph)
Robert Pfaller hat ein ausgeprägtes Gespür für Ästhetik, Poesie und das was er den „Formzauber“ nennt. Ein Gespür, dass es ihm erlaubt, die Macht der
Oberfläche nicht hinter dem vermeintlich essenzielleren Inhalt zurück treten zu lassen und sich somit, um die eigentlich essenzielle Erkenntnis zu bringen.
Für Pfaller ist die Darstellung eines Werkes, seine individuelle Formästhetik, handle es sich um einen Text, ein Kunstwerk oder lediglich ein Auto,
keinesfalls weniger wichtig als der Inhalt selbst. Im Gegenteil: Erkenntnis entsteht immer erst in der Synthese. Für den Professor für Philosophie aus Wien
ist „nichts nur funktional“, weder das Auto noch die philosophische Abhandlung.
Gerade in der zunehmenden Funktionalisierung ganzer kultureller
Bereiche und wissenschaftlicher Disziplinen sieht Pfaller nicht nur die Auswirkungen einer neoliberalen Abstiegsgesellschaft, sondern auch die Ursache für
das Elend und die Verkümmerung der modernen Geistes- und Sozialwissenschaften.
In einem Wiener Salon sitzend sprechen wir über die literarische
Verantwortlichkeit der Philosophie und der Wissenschaften, die poetische Schönheit klassischer Gründungstexte, positive und negative Kulte, den
Ursprung gesellschaftlicher Neurosen, die Rolle des Neoliberalismus und warum es ohne eine Änderung der ökonomischen Politik nicht geht.
Robert
Pfaller ist Professor für Philosophie und Kulturwissenschaft in Wien. Er lehrte bereits an der Universität für angewandte Kunst Wien, der Universität für
künstlerische und industrielle Gestaltung Linz sowie der technischen Universität. Pfaller ist Autor zahlreicher Bücher. Sein zuletzt erschienenes Werk: Die
Blitzenden Waffen – Über die Macht der Form diente als Grundlage unseres Gespräches.
Robert Pfaller ist österreichischer Professor für Philosophie und
lehrte an Universitäten und Hochschulen in Wien und Linz. Gegenwärtig lehrt er an der Kunstuniversität Linz.
Er ist Autor einer Vielzahl von philosophischen Werken:
"Wofür es sich zu leben lohnt"
"Erwachsenensprache - Über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur"
"Kurze Sätze über gutes Leben"
"Die blitzenden Waffen: Über die Macht der Form"
"Ästhetik der Interpassivität"
Die Entschulung der Gesellschaft
Vom geistigen Widerstand zum zivilen Ungehorsam
Gespräch mit Ananda, einem Schweizer Familienvater und selbstständigem Seminarleiter und Mentor. Während der nun schon 16 Monate andauernden
Coronakrise und der damit einhergehenden Maßnahmen hat Ananda kein einziges Mal eine Maske getragen. Dass er in dieser Angelegenheit standhaft
bleibt, ist für ihn sehr wichtig. Seine Weigerung soll seinem Umfeld und auch ihm selbst immer wieder aufs Neue zu verstehen geben: Ichmachdanichtmit.
Ananda erzählt von den alltäglichen Implikationen seines Widerstands, vom Kontaktabbruch mit Maskenträgern und Impfwilligen, von der Methode der
Quantenheilung und seiner Sicht auf die Realität, die nur im Zusammenhang mit unserem individuellen Bewusstsein existiert.
Wie konnte es nur so weit kommen
Macht sich da oben Jemand über uns lustig ?
Gespräch mit Klaus-Jürgen BRUDER im Rahmen der Aktion "allesaufdentisch"
In welchem Land leben wir eigentlich ?
Meine Grenze ist erreicht ! die Sache mit den roten Linien
Wer wir sind - und was wir wollen - was eint Diejenige, die sich noch nicht unterworfen haben
Der Nazi in Dir muss Heimat finden - im Gespräch mit Markus BÖKER
"Es wird innerlich viel aufzuräumen geben, wenn das hier vorbei ist", sagt Markus Böker. Für den Schauspieler und Coach liegt die Grundlage der
Krise in unaufgearbeiteten Traumen – in ganz persönlichen, wie auch in gesamtgesellschaftlichen. Jetzt sollten wir uns fragen: Warum bin ich eigentlich so
wie ich bin? Warum bin ich im Widerstand? Warum bin ich es nicht ? Warum bin ich so wütend ?
Im Gespräch mit mir redet der Schauspieler über die
beruflichen Einschränkungen kritischer Kunstschaffender, die Angst, die uns alle verbindet und unsere unterschiedlichen Persönlichkeitsanteile, die in
jedem von uns wohnen. Die wütenden, die beschwichtigenden, die rationalen, die kindischen und so weiter.
"Aber vielleicht", sagt er zur Spaltung der
Gesellschaft "führt da kein Weg mehr zusammen. Vielleicht müssen wir uns trennen, um die gegenseitigen Meinungsverschiedenheiten tolerieren zu
können. Eine offene Parallelgesellschaft ist eine Option, die wir in Erwägung ziehen sollten. Womöglich ist es die einzige."
Markus Böker ist deutscher
Film-, Fernseh- und Theaterschauspieler, und
Coach für Persönlichkeitsentwicklung und Trainer für Präsenz, Authentizität und Präsentation in München.
Vom Sinn und Unsinn der Impfung - eine Zusammenfassung vom 20.12.2021
Die letzten Tage des Corona-Kults
ein Essay von C.J. HOPKINS (geb. 1961, US-Amerikanischer Schriftsteller, Dramatiker und politischer Satiriker)
Soll man die Welt verändern wollen oder wäre das eine zu vermessene Aufgabe? Ist der Wille, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, sogar unmoralisch und lebensfeindlich? Was, wenn Moral eigentlich nur ein “erkünsteltes Prinzip” ist, geschaffen für Sklaven, für “Menschen ohne Geist”? So formuliert es der amerikanische Schriftsteller Henry Miller in seinem Essay “Von der Unmoral der Moral”, den ich euch heute vorstelle. Er ist enthalten im gleichnamigen Sammelband, zusammen mit einer Reihe weiterer inspirierender Texte Millers über das Thema “Leben und Moral”. Es geht im Leben darum, so Miller, so sehr wie möglich Freude an ihm zu gewinnen; nicht darum, mit Ge- und Verboten und einer abstrakten Moral andere zu maßregeln und sie und sich selber dabei unglücklich zu machen.
Wer hat Angst vor Klaus Schwab ?
Hat er nicht Recht, der Klaus Schwab, mit seiner Forderung, wir müssten den Wandel gestalten? Außerdem klingt er doch ganz gut, der Great Reset - nachhaltig soll die Welt werden, inklusiv, grün und sozial gerecht? Außerdem sollen Wissenschaft und Technik den Sieg über Krankheiten wie Krebs, über Pandemien und den Klimawandel herstellen - wer könnte da etwas dagegen haben?
Im ersten Teil der Reihe "Wer hat Angst vor Klaus Schwab?" beleuchtet Gunnar Kaiser den ersten der drei Hauptaspekte, die Gunnart Kaisers Kritik am Great Reset und Great Narrative leiten:
1. der zentralistisch-globalistische Charakter
2. der utopistisch-transhumanistische Charakter
3. der biologistisch-materialistische Charakter.
Covid-19 ins Verhältnis setzen
Keine Frage: Covid-19 ist für viele Menschen eine gefährliche und tödliche Krankheit, die großes Leid gebracht hat. Und es ist angebracht, mit dieser Gefahr bewusst umzugehen und die Leiden und Schäden für die Gesellschaft gering zu halten. Gleichzeitig ist Covid-19 weder die einzige noch die größte Gefahr für die Gesundheit und das Leben von Menschen. Sie hat einen vermeidbaren Ursprung, ihre Auswirkung wird durch menschenverursachte Umweltbedingungen entscheidend beeinflusst, und vor allem haben einige der Maßnahmen zum Schutz vor Covid-19 gravierende negative Wirkungen auf die Gesundheit und das Leben vieler Menschen. Eine Lesung der Einleitung des Text „Covid-19-ins-Verhältnis-setzen“ von Mag. Christian Felber, Prof. Dr. Bernd Fittkau, Prof. Dr. Monika Frommel, Prof.Dr. Ulrike Guérot, RA Jessica Hamed, BA Magdalena Hanke, Dr. Martin Hirte, Dr. Ellis Huber, Arzt und Gesundheitspolitiker, Mag. a Ruth Koza, Prof. Dr. Stephan Luckhaus, Dr. Patricia Marchart, Mag. a Judith Raunig, Prof. Dr. Hartmut Schröder, Univ.-Prof. Dr. Dr. Christian Schubert, Prof. Dr. Tobias Unruh, Dipl.-Kulturwirt Philipp von Becker
Covid-19 ins Verhältnis setzen - der ganze Text
über säkularisierten Messianismus
Was ist eigentlich eine totalitäre Demokratie ?
Was ist eigentlich diese totalitäre Demokratie, von der jetzt alle sprechen? Wie wird aus einer liberalen Öffentlichkeit eine illiberale? Welche Schritte führen hinab in den Totalitarismus und wann muss das Ende der freien Gesellschaft konstatiert werden?
Die großen Geschichtskatastrophen wie der Zerfall Roms kamen nicht in einem lauten Krach, sondern sie waren wie ein sanftes Abwärtsgleiten, das Jahrhunderte oder Jahrzehnte andauern kann. Diejenigen, welche nicht durch Erfahrung immun geworden sind, drohen unmerklich in die aufeinanderfolgenden Gerade von Unfreiheit hineinzugleiten. Das ist die große Gefahr.
Woher kommt unsere Krankheit wirklich? Was ist die eigentliche Ursache für unser Unwohlsein? Was haben wir verloren? Es ist ein Unbehagen an der Welt, an dem wir leiden. Ein Ekel, den wir angesichts der Plattheit der modernen Welt, der Geistlosigkeit der Gesellschaft, der Seelenlosigkeit unserer Mitmenschen empfinden. Es ist der Ekel vor der sogenannten technischen Zivilisation, die alles auf eine Funktion herunterbricht, alles mechanistisch behandelt, von einem Leistungs- und Fortschrittsdenken getrieben ist und doch innerlich leer und tot bleibt. Diese technische Zivilisation kann nicht mehr als natürlich empfunden werden, sie kann eigentlich überhaupt nicht empfunden werden, sondern nur ertragen.
Warum ist alles so kaputt ? Wann hat diese absolute Auflösung von Sinn und Bedeutung angefangen ?
BÜCHER
"Die Abschaffung des Menschen"
Dieses Buch von Gunnar Kaiser erscheint im November 2022
In einer künstlich gemütlich gemachten Welt, deren vermeintliche Komfortzone sich immer weiter ausdehnt, ist mitunter bereits das Glücklichsein zu einem Konsumartikel geworden.
Um dieser drohenden Abschaffung des lebendigen, echten Menschen versus einer künstlich gesteuerten inhaltsleeren Figur entgegenzuwirken, müssen wir auf Werte zurückgreifen, die dem Menschen wieder Orientierung verleihen und sich auf das Universelle, wahre Kunst und echte Gemeinschaft zurück besinnen.
Perspektiven in Krisenzeiten - raus aus der Angst
Gespräch mit Corinna BUSCH (Autorin), Raymond UNGER (Maler und Sachbuchautor) und Axel Voss (Autor und Symbolforscher)
Hoffnung und Widerstand
Gespräch mit Aya VELASQUEZ (Kulturanthropologin + Journalistin),
Sebastian FRIEBEL (Mitarbeiter im Bundestag) und David Claudio SIBER
(ehem.
Mitglied der Partei Die Grünen, jetzt Bundespolitischer Koordinator der Partei dieBasis)
1724-1804
Philosoph der Aufklärung; zählt zu den bedeutendsten Vertretern der abendländischen Philosophie.
Sein Werk "Kritik der reinen Vernunft" kennzeichnet einen Wendepunkt in
der Philosophiegeschichte und den Beginn der modernen Philosophie
"Wir müssen den Krieg so führen, dass ein Frieden danach wieder möglich ist." (Zitat sinngemäss)

„AUFKLÄRUNG IST DER AUSGANG DES MENSCHEN AUS SEINER SELBST VERSCHULDETEN UNMÜNDIGKEIT.
UNMÜNDIGKEIT IST DAS UNVERMÖGEN, SICH SEINES VERSTANDES OHNE LEITUNG EINES ANDEREN ZU BEDIENEN.
SELBSTVERSCHULDET IST DIESE UNMÜNDIGKEIT, WENN DIE URSACHE DERSELBEN NICHT AM MANGEL DES VERSTANDES,
SONDERN DER ENTSCHLIESSUNG UND DES MUTES LIEGT, SICH SEINER OHNE LEITUNG EINES ANDEREN ZU BEDIENEN."
(Zitat: IMMANUEL KANT, 1724-1804, Deutscher Philosoph)
1813-1855
in seinen meist unter Pseudonymen veröffentlichten Schriften
zeigte er sich als engagierter Verfechter der Idee des Christentums
gegen die Realität der Christenheit
Die tragische Geschichte des dänischen Philosophen Sören Kierkegaard, der seine Verlobung mit der 15jährigen Regine löste, die Liebe seines Lebens dadurch für immer verlor und darüber zum Begründer des Existentialismus wurde.
"DAS LEBEN KANN NUR IN DER SCHAU NACH RÜCKWÄRTS VERSTANDEN,
ABER NUR IN DER SCHAU NACH VORWÄRTS GELEBT WERDEN."
Wahrheit oder Wahn
im Gespräch mit Gunnar KAISER
Entwicklungen in den Wissenschaften
im Gespräch mit Robert CIBIS, OVAL MEDIA, Narrative
zu SCHOPENHAUER
Deutscher Philosoph und Hochschullehrer, 1788-1860;entwarf eine Lehre, die gleichermaßen Erkenntnistheorie,
Metaphysik, Ästhetik und Ethik
umfasst. Er sah sich selbst als Schüler
und Vollender Immanuel Kants, dessen Philosophie er als Vorbereitung
seiner eigenen Lehre auffasste
Dem modernen Menschen fehlt der Sinn
Jochen Kirchhoff interessiert sich für die Fragen die übrig bleiben.
Das Novum seiner philosophischen Arbeit liegt in der tiefgreifenden
geistigen Beschäftigung mit dem Kosmos, die seinen Betrachtungen
zugrunde liegt. Für Kirchhoff ist klar: „Die Dinge haben eine
Wesenhaftigkeit“ und bleiben in ihrem tiefsten Inneren rätselhaft. Der
Versuch ihren Kern, ihre Bedeutung mithilfe der empirischen
Wissenschaften zu ergründen ist hiernach immer geprägt von fatalem
Reduktionismus und somit zum Scheitern verurteilt.
In jenem Reduktionismus, der rein formalistisch mathematischen
Betrachtung der Welt liegt für Kirchhoff nicht nur die Tragik des
modernen Massenmenschen sondern auch eine fundamentale Bedrohung der
Menschenwürde. Für ihn laufen sowohl die Maßnahmen der Coronapolitik,
die er als Teil einer Religion ohne Transzendenz versteht, als auch die
Hybris transhumanistischer Bestrebungen dem wahren Wesenskern des
Menschen zuwider, denn dieser ist eigentlich, so Kirchhoff ein hohes,
schöpferisches Wesen, das immer das Potenzial in sich trägt sich wieder
mit kosmischer Ganzheitlichkeit zu verbinden.
Im Gespräch mit KaiserTV spricht Kirchhoff über die Bewusstseinsaufgabe
des Menschen, seine tiefe Sehnsucht nach Sinn, die Fehlentwicklung der
Wissenschaft des Abendlandes und warum ein Lockdown nichts mit
Menschenwürde zu tun hat.
Jochen Kirchhoff ist Philosoph und Autor mit dem Schwerpunkt
transzendentale Naturphilosophie und lebt in Berlin.
Goethes lebendige Naturphilosophie statt Digitalisierung und Smart City? Wie sich Goethes Denken unterscheidet und warum es fruchtbar sein könnte. THEMEN: 1. Wovon Goethe in seiner Naturphilosophie ausgeht (Urphänomen, denkende Anschauung, das Geheimnisvoll-Offenbare), welche Philosophen er favorisiert (Spinoza, Schelling, Giordano Bruno, Kants Kritik der Urteilskraft) 2. Welche blockierenden oder fehlgeleiteten Annahmen er in der Newtonschen Physik und der ihr verwandten abstrakten Naturwissenschaft wahrnimmt (Trennung von Subjekt und Objekt, falsche Kausalketten, Verdickung der Urphänomene durch das Abgeleitete – siehe auch: der Mensch, der sich in der Technik verliert und das eigentliche Leben vergisst, Fiktion bei Newton) 3. Dreifacher Aufbau der Wissenschaften in Empirie, Hypothese und Fiktion (Fiktion des monochromatischen Lichtstrahl), Rolle der Mathematik für die Naturforschung 4. Wer hatte recht, Goethe oder Newton? (Farbige Schatten und Polaroids basieren auf der Farbenlehre, es gibt keinen monochromatischen Lichtstrahl) 5. Was ist dran an der oft beschworenen Idee des Faustischen Menschen? 6. Transhumanismus und die Idee einen Menschen zu erschaffen – der Humunkulus in Faust II 7. Goethes Menschenbild: der Mensch als Mitte des Kosmos, der sich in den tiefsten Urgrund hinein erinnert (vgl. Schelling)
Prof. Dr.Christoph Lütge hat den Lehrstuhl für Wirtschaftsethik an der TUM inne und ist seit 2019 Direktor des TUM Institute for Ethics in Artificial Intelligence. Als Gastwissenschaftler war er u.a. in Taipeh, Kyoto sowie an der Harvard University tätig. Nachdem er sich wiederholt kritisch zur Corona-Politik äußerte, wurde er von Markus Söder aus dem nur scheinbar unabhängigen Bayerischen Ethikrat entlassen.
Man versucht, die Meinungspluralität einzuschränken
im Gespräch mit Markus LANGEMANN (clubderklarenworte)
äußert er sich u.a. zum Rauswurf durch Markus Söder aus dem Ethikrat und kritisiert die Einschränkung von Meinungsvielfalt durch die Politik
Grundrechte dürfen nicht von Gesundheit abhängen - Gespräch mit Wladislaw Jachtchenko
Unsere Freiheit wird seit über 1 Jahr anhaltend und gravierend eingeschränkt. Sind aber harte Maßnahmen gerechtfertigt?
Gesprächsinhalt:
1. Über den Rauswurf von Prof. Lütge aus dem Bayrischen Ethikrat
2. Über den Missbrauch der Wissenschaft durch die Politik
3. Über die unkritische Berichterstattung der Medien
4. Über den Niedergang der offenen Gesellschaft
5. Über die unheilige Allianz der Bundesparteien
Rauswurf aus dem Bayerischen Ethikrat - aufgrund seiner Kritik an den Corona-Massnahmen
Corona-Massnahmen: Richtung Autoritarismus abgebogen
Buch
"Und die Freiheit ?"
Wie die Corona-Politik und der Missbrauch der Wissenschaft unsere offene Gesellschaft bedrohen
Autoren: Christoph LÜTGE und Michael ESFELD
Erlaubt die aktuelle Pandemie die anhaltende und gravierende Einschränkung unserer Freiheit ? Unter Experten ist es umstritten, mit welcher Strategie dem Coronavirus zu begegnen ist. Doch unsere Regierenden setzen auf harte Maßnahmen und bilden mit deren Fürsprechern eine mächtige Einheit. Ja, sie scheinen Gegenstimmen gar systematisch auszublenden.
Der Wissenschaftsphilosoph Michael Esfeld und der Ethiker Christoph Lütge beanstanden in dieser Hinsicht eine höchst bedenkliche Einseitigkeit der Politikberatung. Sie machen deutlich, dass es keine gesicherten Erkenntnisse gibt, die harte Corona-Maßnahmen rechtfertigen, und verweisen das Argument, diese seien evidenzbasiert, ins Reich der Mythen. Lütge und Esfeld lassen keinen Zweifel daran, dass das schwerfällige Krisenmanagement der Regierung einem großen Versagen gleicht und die Kollateralschäden des Lockdowns dessen Nutzen weit übersteigen werden. Zugleich zeigen sie Wege auf, wie dieser und zukünftigen Krisen besser zu begegnen ist. Unsere freiheitliche Lebensweise jedenfalls ist ein hohes Gut – Zeit, sie wieder in den Blick zu nehmen.
Unsere freiheitliche Lebensweise ist ein hohes Gut Zeit, sie wieder in den Blick zu nehmen !
1806 .- 1873
einer
der einflussreichsten liberalen Denker des 19. Jahrhunderts sowie ein
früher Unterstützer malthusianischer Konzeption und in diesem
Zusammenhang auch der Frauenemanzipation
"Die Ursache der Hälfte aller Irrtümer ist die fatale Tendenz der Menschheit,
über eine Sache, die nicht länger zweifelhaft ist,
nicht weiter nachzudenken."
1844-1900
Friedrich Nietzsche stellt Werte wie „Wahrheit“, „Gleichheit“ oder „Mitleid“ radikal infrage. Da Gott für ihn „tot" und Religion hinfällig ist, gibt es keine höhere Instanz mehr, Werte zu begründen. Nach Nietzsche und bis heute wird andererseits versucht, Werte auch ohne religiösen Überbau zu begründen. Gibt es im Menschen angelegte Grundwerte, die universell gelten? Von Matthias Kussmann.
»Wille zur Wahrheit« heißt ihr's, ihr Weisesten, was euch treibt und brünstig macht?
Wille zur Denkbarkeit alles Seienden: also heiße ich euren Willen!
Alles Seiende wollt ihr erst denkbar machen: denn ihr zweifelt mit gutem Mißtrauen, ob es schon denkbar ist.
Aber es soll sich euch fügen und biegen! So will's
euer Wille. Glatt soll es werden und dem Geiste untertan, als sein
Spiegel und Widerbild.
Das ist euer ganzer Wille, ihr Weisesten, als ein
Wille zur Macht; und auch wenn ihr vom Guten und Bösen redet und von den
Wertschätzungen.
Schaffen wollt ihr noch die Welt, vor der ihr knien könnt: so ist es eure letzte Hoffnung und Trunkenheit.
Die Unweisen freilich, das Volk – die sind gleich
dem Flusse, auf dem ein Nachen weiter schwimmt: und im Nachen sitzen
feierlich und vermummt die Wertschätzungen.
Euren Willen und eure Werte setztet ihr auf den
Fluß des Werdens; einen alten Willen zur Macht verrät mir, was vom Volke
als gut und böse geglaubt wird.
Ihr wart es, ihr Weisesten, die solche Gäste in
diesen Nachen setzten und ihnen Prunk und stolze Namen gaben – ihr und
euer herrschender Wille!
Weiter trägt nun der Fluß euren Nachen: er muß ihn tragen. Wenig tut's, ob die gebrochene Welle schäumt und zornig dem Kiele widerspricht!
Nicht der Fluß ist eure Gefahr und das Ende eures
Guten und Bösen, ihr Weisesten: sondern jener Wille selber, der Wille
zur Macht – der unerschöpfte zeugende Lebens-Wille.
Aber damit ihr mein Wort versteht vom Guten und
Bösen: dazu will ich euch noch mein Wort vom Leben sagen und von der Art
alles Lebendigen.
Dem Lebendigen ging ich nach, ich ging die größten und die kleinsten Wege, daß ich seine Art erkenne.
Mit hundertfachem Spiegel fing ich noch seinen
Blick auf, wenn ihm der Mund geschlossen war: daß sein Auge mir rede.
Und sein Auge redete mir.
Aber, wo ich nur Lebendiges fand, da hörte ich auch die Rede vom Gehorsame. Alles Lebendige ist ein Gehorchendes.
Und dies ist das zweite: dem wird befohlen, der sich nicht selber gehorchen kann. So ist es des Lebendigen Art.
Dies aber ist das dritte, was ich hörte: daß
Befehlen schwerer ist, als Gehorchen. Und nicht nur, daß der Befehlende
die Last aller Gehorchenden trägt, und daß leicht ihn diese Last
zerdrückt: –
Ein Versuch und Wagnis erschien mir in allem Befehlen; und stets, wenn es befiehlt, wagt das Lebendige sich selber dran.
Ja noch, wenn es sich selber befiehlt: auch
da noch muß es sein Befehlen büßen. Seinem eignen Gesetze muß es Richter
und Rächer und Opfer werden.
Wie geschieht dies doch! so fragte ich mich. Was überredet das
Lebendige, daß es gehorcht und befiehlt und befehlend noch Gehorsam übt?
Hört mir nun mein Wort, ihr Weisesten! Prüft es
ernstlich, ob ich dem Leben selber ins Herz kroch, und bis in die
Wurzeln seines Herzens!
Wo ich Lebendiges fand, da fand ich Willen zur Macht; und noch im Willen des Dienenden fand ich den Willen, Herr zu sein.
Daß dem Stärkeren diene das Schwächere, dazu
überredet es sein Wille, der über noch Schwächeres Herr sein will:
dieser Lust allein mag es nicht entraten.
Und wie das Kleinere sich dem Größeren hingibt,
daß es Lust und Macht am Kleinsten habe: also gibt sich auch das Größte
noch hin und setzt um der Macht willen – das Leben dran.
Das ist die Hingebung des Größten, daß es Wagnis ist und Gefahr, und um den Tod ein Würfelspielen.
Und wo Opferung und Dienste und Liebesblicke sind:
auch da ist Wille, Herr zu sein. Auf Schleichwegen schleicht sich da
der Schwächere in die Burg und bis ins Herz dem Mächtigeren – und
stiehlt da Macht.
Und dies Geheimnis redete das Leben selber zu mir: »Siehe«, sprach es, »ich bin das, was sich immer selber überwinden muß.
Freilich, ihr heißt es Wille zur Zeugung oder Trieb zum Zwecke, zum Höheren, Ferneren, Vielfacheren: aber all dies ist eins und ein Geheimnis.
Lieber noch gehe ich unter, als daß ich diesem
Einen absagte; und wahrlich, wo es Untergang gibt und Blätterfallen,
siehe, da opfert sich Leben – um Macht!
Daß ich Kampf sein muß und Werden und Zweck und
der Zwecke Widerspruch: ach, wer meinen Willen errät, errät wohl auch,
auf welchen krummen Wegen er gehen muß!
Was ich auch schaffe und wie ich's auch liebe, – bald muß ich Gegner ihm sein und meiner Liebe: so will es mein Wille.
Und auch du, Erkennender, bist nur ein Pfad und
Fußtapfen meines Willens: wahrlich, mein Wille zur Macht wandelt auch
auf den Füßen deines Willens zur Wahrheit!
Der traf freilich die Wahrheit nicht, der das Wort nach ihr schoß vom ›Willen zum Dasein‹: diesen Willen – gibt es nicht!
Denn: was nicht ist, das kann nicht wollen; was aber im Dasein ist, wie könnte das noch zum Dasein wollen!
Nur, wo Leben ist, da ist auch Wille: aber nicht Wille zum Leben, sondern – so lehre ich's dich – Wille zur Macht!
Vieles ist dem Lebenden höher geschätzt, als Leben selber; doch aus dem Schätzen selber heraus redet – der Wille zur Macht!«
Also lehrte mich einst das Leben: und daraus löse ich euch, ihr Weisesten, noch das Rätsel eures Herzens.
Wahrlich, ich sage euch: Gutes und Böses, das
unvergänglich wäre – das gibt es nicht! Aus sich selber muß es sich
immer wieder überwinden.
Mit euren Werten und Worten von Gut und Böse übt
ihr Gewalt, ihr Wertschätzenden; und dies ist eure verborgene Liebe und
eurer Seele Glänzen, Zittern und Überwallen.
Aber eine stärkere Gewalt wächst aus euren Werten und eine neue Überwindung: an der zerbricht Ei und Eierschale.
Und wer ein Schöpfer sein muß im Guten und Bösen: wahrlich, der muß ein Vernichter erst sein und Werte zerbrechen.
Also gehört das höchste Böse zur höchsten Güte: diese aber ist die schöpferische.
Reden wir nur davon, ihr Weisesten, ob es gleich
schlimm ist. Schweigen ist schlimmer; alle verschwiegenen Wahrheiten
werden giftig.
Und mag doch alles zerbrechen, was an unseren Wahrheiten zerbrechen – kann! Manches Haus gibt es noch zu bauen!
Also sprach Zarathustra.
"Gott ist tot - und wir haben ihn getötet."
Ein bekanntes Zitat von Friedrich Nietzsche ist: "Gott ist tot!" (oder auch „Gott ist tot, und wir haben ihn getötet!") . Dieses Zitat stammt aus seinem Werk "Die fröhliche Wissenschaft" (auch bekannt als "La gaya scienza"). Es symbolisiert den Verlust des Glaubens an traditionelle Werte und moralische Autoritäten in der modernen Welt.
1904 in
Elte/Westfalen geboren
Sohn eines Dorfschullehrers
zog 1912 mit seiner Familie nach Münster
studierte Philosophie, Rechtswissenschaft und Soziologie an den Universitäten
Berlin und Münster
ist vor allem für seine Arbeiten über das
christliche Menschenbild bekannt.
erhielt 2025 den Josef-Pieper-Preis, der
von der Josef Pieper Stiftung verliehen wird.
Die Stiftung würdigte damit
Bischof Robert Barron, einen bedeutenden katholischen Theologen und
Kommunikator. Der Preis wird alle fünf Jahre für beispielhafte
Veröffentlichungen und Arbeiten über das christliche Menschenbild verliehen,
die wissenschaftlichen Ansprüchen genügen und ein breites Interesse verdienen.
1902-1994
begründete mit seinen Arbeiten zur Erkenntnis- und
Wissenschaftstheorie, zur Sozial- und Geschichtsphilosophie sowie zur
politischen Philosophie den kritischen Rationalismus
Dr. REBEKKA REINHARD
siehe auch unter dem Menüpunkt "Im Dialog" unter dem Akkordeon "wbg"
Vortrag an der grossen Friedenskonferenz
Mein Vortrag an der großen Friedenskonferenz in Erding, Wintersonnenwende 2019, mit 800 Anwesenden. Alle Beitragenden hatten ihren Themenbereich: Musik, Kunst, Friedensforschung, Umweltschutz, das Wissen der Indigenen usw. Mein Thema war der philosophische Ansatz: „Bewusstsein, Moral und Ethik – die Bedeutung für den Frieden“. Die Mächte der Spaltung haben ihre eigene „Moral und Ethik“, mit der sie Krieg und Ausbeutung rechtfertigen. Was aber ist eine ganzheitliche Ethik und Moral, mit der wir das Zeitalter der Spaltung (im Sanskrit „Kali-Yuga“ genannt) überwinden können? Der Schlüssel dazu ist nicht neu und unbekannt, sondern zeitlos und allbekannt, ein offenes Geheimnis, „das verlorene Symbol“ – ein Symbolon, das nun wieder ins Bewusstsein der Menschen kommt. Die Wintersonnenwende 2019 war das Jahr 7 nach dem 21.12.2012, wo ein Zyklus von über fünftausend Jahren zu Ende ging, mit einer entsprechenden Übergangszeit, in deren entscheidenden Phase wir uns JETZT befinden.
geboren 1945
Begründer der „Etymosophie“
im Gespräch mit Flavio von Witzleben bei MANOVA (siehe auch unter dem Menüpunkt "Neue Medien")
Thema: Warum Roland Ropers im Zusammenbruch der vertrauten Welt auch eine Chance zu innerem Wachstum sieht
Bücher
folgen
1872-1970
unterrichtete unter anderem am Trinity College der Universität Cambridge, der London School of Economics, der Harvard University und der Peking-Universität und war Mitglied der Cambridge Apostles und der Fabian Society
erhielt 1950 den Nobelpreis für Literatur.
Bertrand Russell gilt als einer der Väter der analytischen Philosophie. Er verfasste eine Vielzahl von Werken zu philosophischen, mathematischen und gesellschaftlichen Themen. Zusammen mit Alfred North Whitehead veröffentlichte er die Principia Mathematica, eines der bedeutendsten Werke des 20. Jahrhunderts über die Grundlagen der Mathematik. Russell war Atheist und Rationalist. Als weltweit bekannter Aktivist für Frieden und Abrüstung war er eine Leitfigur des Pazifismus, auch wenn er selbst kein strikter Pazifist war. Sozialistischen Ideen stand er aufgeschlossen gegenüber.
Ich will das Klima nicht retten
ein Beitrag bei Radio München (siehe auch unter dem Menüpunkt "Journalistisches")
Ich will das Klima nicht retten, weil ich mit dieser Anmaßung nichts anfangen kann. Ich habe eine Ideologie-Allergie. Gegen den Machbarkeitswahn hilft im Grunde nur: Demut.
Sylvie-Sophie Schindler betreibt den youtube Kanal "Das Gretchen"
Herz offen, Geist offen, so kennt man das Gretchen, aus Gretchens Dorf, dem Gretchen auf Youtube und aus all ihren Texten. Die Philosophin und Autorin Sylvie-Sophie Schindler ist das Gretchen und entschwärzt jetzt die Geschichten von Diffamierungen, Tabus und Maulkörben, die etwa zwanzig Millionen Menschen in diesem Land der letzten vier Jahren erleben mussten. Sie sollen weiterhin schweigen, geht es nach Buyx, Drosten & Co, die von den „toxischen Stimmen aus dem Untergrund“ sprechen, oder nach Jens Spahn, der meinte, es dürfe keinen "Querdenkergerichtshof" geben. Aufklärung kann nur gelingen, wenn sie nicht den Tätern überlassen bleibt. Diesmal wäre es schön, wenn kein Trauma zurück bliebe, wenn die Schuld sich nicht verfestigte, sondern alle Herzen und Seelen erreicht, mit jeder einzelnen Geschichte, die erzählt wird.
Erzählen auch Sie gerne rückblickend auf die Covid-Jahre, ihre Geschichte. Zur Terminverabredung schreiben Sie an gretchenschindler@proton.me.
Befreit uns die Technik oder versklavt sie uns ?
Der Mensch im technischen Zeitalter
im Gespräch mit Gunnar Kaiser
Künstliche Intelligenz, Digitalisierung und Human Enhancement: die technischen Herausforderungen der Gegenwart sind immens. Wie hat die Technik Körper und Geist des Menschen geprägt? Welches Licht wirft die Urgeschichte auf die Zukunft des Menschen? Welche Techniken sind dem Menschen zuträglich, welche führen ihn auf falsche Pfade oder gar in den Abgrund? Und wie autonom ist der Mensch im technischen Zeitalter?
Zur Beantwortung dieser brennenden Fragen, so Oliver Schlaudt im KaiserTV-Interview, sollten wir in die Vergangenheit blicken und studieren, wie Mensch und Technik gemeinsam und in stetiger Wechselwirkung entstanden sind.
Was haben wir verloren?, fragt Schlaudt angesichts der dunklen Seite der Technik, die uns im "Technozän" umgibt (und in die wir eingesponnen sind). Ohne Smartphone, ohne Internet, urteilt Schlaudt, sei das menschliche Leben doch irgendwie besser gewesen - und doch geht es ihm nicht um eine regressive Technikfeindlichkeit.
Dr. Oliver Schlaudt ist seit 2022 Heisenberg-Professor an der Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung in Koblenz. Er war Dozent und Lehrbeauftragter in den Bereichen Philosophie und politische Ökonomie an Hochschulen wie der Universität Heidelberg, am Institut d’études politiques de Paris, sowie am University College Freiburg, wo er von 2020 bis 2021 die Professur „Epistemology and Theory of Science“ vertrat.
Bücher
"Das Technozän"
Eine Einführung in die evolutionäre Technikphilosophie
1888-1985, einer der bekanntesten und zugleich umstrittensten deutschen Staats- und Völkerrechtler des 20. Jahrhunderts. Er engagierte sich ab 1933 für das NS-Regime, am 1. Mai 1933 trat er in die NSDAP ein und gehörte ihr bis zum Ende der NS-Herrschaft an. Den sogenannten Röhm-Putsch von 1934 rechtfertigte Schmitt durch sein juristisches Prinzip der „Führer-Ordnung“. Die antisemitischen Nürnberger Gesetze von 1935 nannte er eine „Verfassung der Freiheit“. Im Jahr 1936 wurde ihm auch aus Kreisen der NSDAP Opportunismus vorgeworfen. Er verlor seine Parteiämter, blieb aber bis 1945 Mitglied der NSDAP und des Preußischen Staasrats. Auch behilt er seine Professur in Berlin.
Sein im Katholizismus verwurzeltes Denken kreiste um Fragen der Macht, der Gewalt und der Rechtsverwirklichung. Neben dem Staats- und Verfassungsrecht streifen seine Veröffentlichungen zahlreiche weitere Disziplinen wie Politikwissenschaft, Soziologie, Theologie, Germanistik und Philosophie. Als Jurist prägte er eine Reihe von Begriffen und Konzepten, die in den wissenschaftlichen, politischen und allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen sind, etwa "Verfassungswirklichkeit", "Politische Theologie", „Freund-Feind-Unterscheidung“ oder "dilatorischer Formelkompromiss“.
Schmitt wird heute wegen seines staatsrechtlichen Einsatzes für den Nationalsozialismus als Gegner der Parlamentarischen Demokratie und des Liberalismus und als „Prototyp des gewissenlosen Wissenschaftlers, der jeder Regierung dient, wenn es der eigenen Karriere nutzt“, weithin abgelehnt. Allerdings wird er aufgrund seiner indirekten Wirkung auf das Staatsrecht und die Rechtswissenschaft der frühen Bundesrepublik mitunter auch als „Klassiker des politischen Denkens“ bezeichnet.
Prägende Einflüsse für sein Denken bezog Schmitt von politischen Philosophen und Staatsdenkern wie Thomas Hobbes, Niccolo Machiavelli, Aristoteles, Jean-jacques Rousseau, Juan Donoso Cortes, Georges Sorel und Vilfredo Pareto; sein antisemitisches Weltbild war von den Thesen Bruno Bauer`s geprägt.
Macht und Recht - Versuch über das Denken Carl Schmitts - ein Beitrag des Deutschlandfunks
geboren 1952
lehrt am Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität in München
Die Politik der Furcht entmündigt
im Gespräch mit Gunnar Kaiser
Die Medizin als die "göttliche Gewalt" verkörpert nicht bloß fundamentale Leitgedanken unserer Kultur, sondern hat sich zur regelrechten Grundlage der modernen Politik aufgeschwungen.
Gegenüber der Medizin verliert der Bürger seine Mündigkeit und begibt sich in Expertenherrschaft. Diese Experten besitzen die exklusive Lizenz, uns zu verkünden, was es bedeutet, krank zu sein und, dass Krankheit etwas Allgegenwärtiges ist.
Im Gespräch mit mir spricht Hans-Martin Schönherr Mann, Professor für Politische Philosophie an der LMU München, über den sprachlichen Trick, den Begriff der Verantwortung - ursprünglich eine individuelle Kompetenz der Mündigkeit - mit dem Pflichtbegriff zu verbinden. Besteht die staatliche Pflicht, sich auf eine gewisse Art und Weise zu verhalten, wird nun nicht mehr auf die Verantwortung des Einzelnen vertraut. Der Einzelne ist vielmehr in der Verantwortung, eben jene Verhaltensmaßregelungen konkret zu befolgen.
Wir sprechen auch über die gesellschaftliche Lust, sich etwas vorschreiben zu lassen und den Erfolg machiavellistischer und apokalyptischer Politik, die, wie die Medizin seit eh und je, mit Angst und Weltuntergangsszenarien arbeitet. In dem Moment, in dem vom Worst Case Szenario ausgegangen werden kann, setzt das Denken aus.
Kann man die Corona-Politik philosophisch kritisieren ?
Mit Prof. Dr. Hans-Martin Schönherr-Mann spreche ich über die Frage, ob die Philosophie uns in der Krise helfen kann. Angesichts der Beschleunigung, mit der gesellschaftliche Umwälzungen derzeit vonstatten gehen und die Krise bzw. den Ausnahmezustand zum Anlass - oder Deckmantel - nehmen: Ist die Philosophie da nicht immer zu langsam? Können wir einer aktuellen Krise mit dem Begriffsarsenal der Philosophiegeschichte begegnen? Nach dem US-Philosophen Michael Walzer hat die Medizin die mittelalterliche Rolle der Religion übernommen. Sie übernimmt die Rolle der Religion als biopolitische Lenkung der Gesellschaft und als modernes Disziplinardispositiv. Während der Hospitalisierung der Gesellschaft und die großen Einsperrungen 20/21 entpuppt sich der Staat als Erfüllungsgehilfe der Expertokratie, die sich nur noch um das „nackte Leben“ (Giorgio Agamben) zu kümmern scheint. Es geht auch um Theorien, die man zur Verteidigung der Corona-Politik anführen kann, etwa um die von Leo Strauss und die des Anthropologen Arnold Gehlen, der den Menschen für herrschaftsbedürftig hält und dabei Züchtungsphantasien entwickelt. Carl Schmitts Begriffe vom Ausnahmezustand und der kommissarischen Diktatur werden die Frage auf: Lässt sich der Status quo ante wiederherstellen? Hans-Martin Schönherr-Mann ist Professor für politische Philosophie am Geschwister-Scholl-Institut der LMU München. In seiner Vorlesung „Philosophische Kritik der Corona-Politik“ greift er vor allem auf die Philosophie des 20. und 21. Jahrhunderts zurück, insbesondere auf den Existentialismus, den Poststrukturalismus und den Neomarxismus.
Philosophische Kritik an der Corona-Politik - das Programm
Philosophische Kritik an der Corona-Politik - Übersicht aller Videos
Philosophische Kritik an der Corona-Politik - Teil 1
Die Vorlesung beleuchtet die aktuellen Geschehnisse rings um die Corona-Politik aus philosophischer Perspektive. Dabei greift sie primär auf die Philosophie des 20. und 21. Jahrhunderts zurück, vor allem auf den Existentialismus, den Poststrukturalismus und den Neomarxismus. Die Vorlesung bemüht sich um Verständlichkeit und führt daher auch in diese Philosophien en passant ein. Aber sie geht natürlich auch auf Theorien ein, die man zur Verteidigung der Corona-Politik anführen kann, also vor allem auf das Politik-Verständnis des Kronjuristen der Nazis Carl Schmitt, auf den Verteidiger der US-Politik Leo Strauss und auf den Anthropologen Arnold Gehlen, der den Menschen für herrschaftsbedürftig hält und dabei Züchtungsphantasien entwickelt. Im Vordergrund der Kritik an der Corona-Politik stehen Ausnahmezustand, die Aufhebung der Menschenrechte, die Entmündigung der Bürger im Besonderen und im Allgemeinen die Medizinisierung moderner Gesellschaften, die in eine globale Hospitalisierung führt. Nach dem US-Philosophen Michael Walzer hat die Medizin die mittelalterliche Rolle der Religion übernommen, geht es heute statt um das Seelen-, um das Körperheil. Wie die Corona-Politik vorführt, ist die Gefahr für Menschenrechte und Menschenwürde nicht mehr so sehr der globale Kapitalismus als vielmehr die globale Medizin. Termin 1 (14. 4.): Katastrophenfall oder Ausnahmezustand: Walter Benjamins göttlicher Eingriff, Carl Schmitts Souveränitätsbegriff, Giorgio Agambens Gegensatz zwischen Ausnahme- und Rechtszustand
Philosophische Kritik an der Corona-Politik - Teil 2
Freud: Einheit, Liebe, Schwäche; Jean Baudrillard: Simulation und Verführung. Oder stellt sich die massenpsychologische Einheit dadurch her, dass sich die Liebe zur Schwäche mit Selbstliebe zur eigenen Schwäche so verwickelt – man muss die Schwächsten schützen –, dass medizinische wie politische Simulationen von Krankheit zu individuellen Aktivitäten verführen, die vermittels medialer Intonierung eine hordengestützte Stärke entfalten? Erotik verführt nicht mehr, sondern die Gleichschaltung durch die Maske, die durch erzwungene Mindestabstände zwischen den Individuen alle Unterschiede verführerisch beseitigt. Die Wiederkehr der Religion in Form der Medizin: Es kommt nicht auf die Äußerlichkeit an, sondern auf eine Innerlichkeit als eine organische, über die nicht die eigene Befindlichkeit, sondern nur die Medizin Auskunft geben, wie nur die Priester über den eigenen Gnadenstand Auskunft geben können. Auch der Protestant weiß das nicht genau. *** Die Vorlesung beleuchtet die aktuellen Geschehnisse rings um die Corona-Politik aus philosophischer Perspektive. Schwerpunkt in dieser dritten Vorlesung sind die Rolle Medien und die massenpsychologischen Effekte, die dazu führen, dass die staatlichen und medizinischen Maßnahmen von einem großen Teil der Bevölkerung gehorsam hingenommen wird, anstatt die Maßnahmen kritisch zu hinterfragen.
Philosophische Kritik an der Corona-Politik - Teil 3
Die Vorlesung beleuchtet die aktuellen Geschehnisse rings um die Corona-Politik aus philosophischer Perspektive. Dabei greift sie primär auf die Philosophie des 20. und 21. Jahrhunderts zurück, vor allem auf den Existentialismus, den Poststrukturalismus und den Neomarxismus. Die Vorlesung bemüht sich um Verständlichkeit und führt daher auch in diese Philosophien en passant ein. Aber sie geht natürlich auch auf Theorien ein, die man zur Verteidigung der Corona-Politik anführen kann, also vor allem auf das Politik-Verständnis des Kronjuristen der Nazis Carl Schmitt, auf den Verteidiger der US-Politik Leo Strauss und auf den Anthropologen Arnold Gehlen, der den Menschen für herrschaftsbedürftig hält und dabei Züchtungsphantasien entwickelt. Im Vordergrund der Kritik an der Corona-Politik stehen Ausnahmezustand, die Aufhebung der Menschenrechte, die Entmündigung der Bürger im Besonderen und im Allgemeinen die Medizinisierung moderner Gesellschaften, die in eine globale Hospitalisierung führt. Nach dem US-Philosophen Michael Walzer hat die Medizin die mittelalterliche Rolle der Religion übernommen, geht es heute statt um das Seelen-, um das Körperheil. Wie die Corona-Politik vorführt, ist die Gefahr für Menschenrechte und Menschenwürde nicht mehr so sehr der globale Kapitalismus als vielmehr die globale Medizin. Die Entmündigung törichter oder mündiger Bürger: Leo Strauss‘ Herrschaft der Gebildeten oder Camus‘, Sartres und de Beauvoirs Philosophie desWiderstandes und der Emanzipation.
Philosophische Kritik an der Corona-Politik - Teil 4
Die Vorlesung beleuchtet die aktuellen Geschehnisse rings um die Corona-Politik aus philosophischer Perspektive. Dabei greift sie primär auf die Philosophie des 20. und 21. Jahrhunderts zurück, vor allem auf den Existentialismus, den Poststrukturalismus und den Neomarxismus. Die Vorlesung bemüht sich um Verständlichkeit und führt daher auch in diese Philosophien en passant ein. Aber sie geht natürlich auch auf Theorien ein, die man zur Verteidigung der Corona-Politik anführen kann, also vor allem auf das Politik-Verständnis des Kronjuristen der Nazis Carl Schmitt, auf den Verteidiger der US-Politik Leo Strauss und auf den Anthropologen Arnold Gehlen, der den Menschen für herrschaftsbedürftig hält und dabei Züchtungsphantasien entwickelt. Im Vordergrund der Kritik an der Corona-Politik stehen Ausnahmezustand, die Aufhebung der Menschenrechte, die Entmündigung der Bürger im Besonderen und im Allgemeinen die Medizinisierung moderner Gesellschaften, die in eine globale Hospitalisierung führt. Nach dem US-Philosophen Michael Walzer hat die Medizin die mittelalterliche Rolle der Religion übernommen, geht es heute statt um das Seelen-, um das Körperheil. Wie die Corona-Politik vorführt, ist die Gefahr für Menschenrechte und Menschenwürde nicht mehr so sehr der globale Kapitalismus als vielmehr die globale Medizin. Termin 4 (5. 5.): Die Maske als Aufhebung individueller Verantwortung oder das in die Verantwortung rufende nackte Gesicht bei Emmanuel Lévinas: Auf welche Weise versagt aktuell die Zivilgesellschaft?
Philosophische Kritik an der Corona-Politik - Teil 5
Die Vorlesung beleuchtet die aktuellen Geschehnisse rings um die Corona-Politik aus philosophischer Perspektive. Dabei greift sie primär auf die Philosophie des 20. und 21. Jahrhunderts zurück, vor allem auf den Existentialismus, den Poststrukturalismus und den Neomarxismus. Die Vorlesung bemüht sich um Verständlichkeit und führt daher auch in diese Philosophien en passant ein. Aber sie geht natürlich auch auf Theorien ein, die man zur Verteidigung der Corona-Politik anführen kann, also vor allem auf das Politik-Verständnis des Kronjuristen der Nazis Carl Schmitt, auf den Verteidiger der US-Politik Leo Strauss und auf den Anthropologen Arnold Gehlen, der den Menschen für herrschaftsbedürftig hält und dabei Züchtungsphantasien entwickelt. Im Vordergrund der Kritik an der Corona-Politik stehen Ausnahmezustand, die Aufhebung der Menschenrechte, die Entmündigung der Bürger im Besonderen und im Allgemeinen die Medizinisierung moderner Gesellschaften, die in eine globale Hospitalisierung führt. Nach dem US-Philosophen Michael Walzer hat die Medizin die mittelalterliche Rolle der Religion übernommen, geht es heute statt um das Seelen-, um das Körperheil. Wie die Corona-Politik vorführt, ist die Gefahr für Menschenrechte und Menschenwürde nicht mehr so sehr der globale Kapitalismus als vielmehr die globale Medizin. Termin 5 (12. 5.): „Schränken Sie Ihre Sozialkontakte ein!“ Die Aufhebung der Menschlichkeit durch die Verhinderung von Kommunikation: Hannah Arendts Theorie des Pluralismus und der Unterschiedlichkeit der Menschen
Philosophische Kritik an der Corona-Politik - Teil 6
Entsteht durch die Corona-Politik ein militärisch-medizinisch-ökonomischer Komplex, dem die Demokratie zu dienen hat? Hat sich derart der Kapitalismus auch des Sozialstaates bemächtigt? Ist die Wertschöpfung für den Kapitalismus noch so wichtig, wie es sich Karl Marx einst vorstellte? Kann sich eine linke Politik damit nicht mehr auf die Intellektuellen stützen, wie es Antonio Gramsci noch hoffte? Die Corona-Politik wird von den meisten Intellektuellen unterstützt.
Philosophische Kritik an der Corona-Politik - Teil 7
Verstärkt sich durch die Corona-Politik das Zusammenspiel von Medizin und Medien, ohne deren tätige Mithilfe der Ausnahmezustand auf erheblich mehr Widerstand gestoßen wäre? Endet Gianni Vattimos Vorstellung einer medial gestützten pluralistischen Gesellschaft in der Vereinheitlichung der Lebensformen? Behält Pier Paolo Pasolinis düstere Prognose eines neuen Totalitarismus recht?
Philosophische Kritik an der Corona-Politik - Teil 8
Wächst die medizinisch staatliche Kontrolle der Bürgerinnen im Zuge einer verstärkten Digitalisierung? Werden sie in immer höherem Maße sich an den technologischen Prozess anzupassen, wie es indirekt Herbert Marcuse bereits diagnostiziert haben? Verstehen sie sich nur noch medizinisch digital? Können sie in diesem Sinne nur noch technisch denken, wie es Martin Heidegger prognostiziert? Ist die Demokratie dann nur noch medizinisch, digital und technologisch ausgerichtet?
Philosophische Kritik an der Corona-Politik - Teil 9
Beruht durch die Medizinisierung der Gesellschaft die Demokratie nicht mehr auf dem Konflikt, den als erster Ralf Dahrendorf als demokratische Struktur konstatierte? Ist das Wesen der Demokratie nicht mehr der Dissens, den Jean-François Lyotard der Politik ins Stammbuch schrieb? Kann sich die Demokratie angesichts von gefährlichen Krankheiten weder den Dissens noch die Infragestellung der wissenschaftlichen Wahrheit mehr leisten? Ist das das Ende der Philosophie?
Philosophische Kritik an der Corona-Politik - Teil 10
Realisiert sich die Demokratie unter der Vorherrschaft der Medizinisierung dann als Konsens-Demokratie, wie es sich Jürgen Habermas vorstellt? Gibt es mit der Medizinisierung eine gemeinsame Grundlage, von der aus politische Probleme gelöst werden? Ist also die Medizinisierung die neue Grundlage der Demokratie, auch wenn sich dadurch die biopolitischen Neigungen des modernen Staates definitiv realisieren?
Philosophische Kritik an der Corona-Poltik - Teil 11
Die Vorlesung beleuchtet die aktuellen Geschehnisse rings um die Corona-Politik aus philosophischer Perspektive. Dabei greift sie primär auf die Philosophie des 20. und 21. Jahrhunderts zurück, vor allem auf den Existentialismus, den Poststrukturalismus und den Neomarxismus. Die Vorlesung bemüht sich um Verständlichkeit und führt daher auch in diese Philosophien en passant ein. Aber sie geht natürlich auch auf Theorien ein, die man zur Verteidigung der Corona-Politik anführen kann, also vor allem auf das Politik-Verständnis des Kronjuristen der Nazis Carl Schmitt, auf den Verteidiger der US-Politik Leo Strauss und auf den Anthropologen Arnold Gehlen, der den Menschen für herrschaftsbedürftig hält und dabei Züchtungsphantasien entwickelt. Im Vordergrund der Kritik an der Corona-Politik stehen Ausnahmezustand, die Aufhebung der Menschenrechte, die Entmündigung der Bürger im Besonderen und im Allgemeinen die Medizinisierung moderner Gesellschaften, die in eine globale Hospitalisierung führt. Nach dem US-Philosophen Michael Walzer hat die Medizin die mittelalterliche Rolle der Religion übernommen, geht es heute statt um das Seelen-, um das Körperheil. Wie die Corona-Politik vorführt, ist die Gefahr für Menschenrechte und Menschenwürde nicht mehr so sehr der globale Kapitalismus als vielmehr die globale Medizin. 23.6. Die Herrschaft von Expertokratien über die Unwissenden. Die Verwissenschaftlichung der Welt als epistemologische, d. h. sprachliche Macht: Jacques Rancières Das Unvernehmen
Philosophische Kritik an der Corona-Politik - Teil 12
Vor dem Wort »Demokratie« zitterten einst die Tyrannen, denn es bedeutete, dass sich der Pöbel geschickt und erfolgreich selbst regieren und deshalb alle über ihm stehenden Eliten entmachten kann. Das utopische Modell für so eine regierungslose Ordnung war eine idealisierte Vorstellung vom antike Athen. Heutzutage ist das Wort »Demokratie« sehr harmlos geworden, da es mit fast jeder unterdrückerischen Hierarchie kompatibel zu sein scheint. Die Bedeutung des Wortes hat sich geändert. Möglicherweise brauchen wir ein neues Wort: Anarchismus. Politische Gleichheit muss für die Autoritären schrecklich und verrückt aussehen, und welches Zeichen könnte diesen Zweck besser erfüllen als das »Ⓐ«? Auch sollten wir nicht zu athengeil sein. Vielmehr müssen wir die Institutionen und Werte neu erfinden, nach denen wir streben. Wir können überall Inspirationen finden, aber keine Tradition sollte uns heilig sein. In der Praxis widerständiger Gruppen finden wir brauchbare Elemente einer neuen Ordnung, die heute so unmöglich und glänzend wirkt wie vor ein paar hundert Jahren die Vorstellung, man könne Adelsprivilegien abschaffen. Und es ist nicht auszuschließen, dass es sogar der Ausnahmezustand ist, der die heutige liberale Repräsentativdemokratie radikal demokratisiert – sofern er rebellisch ist und »Demokratie« anarchistisch meint.
Dr. phil. Peter Seyferth ist ein freiberuflicher politischer Philosoph, der an mehreren Universitäten Politikwissenschaft unterrichtet hat. Er hat sich auf Anarchismus und Utopie spezialisiert.
Philosophische Kritik an der Corona-Politik - Teil 13
Wird sich mit der Medizinisierung und der Digitalisierung die Verwissenschaftlichung der Alltagswelt durchsetzen? Darf man dann nicht mehr sprechen, wie man will, sondern nur noch so, wie es vorgeschrieben wird? Endet die Alltagssprache, die noch für Edmund Husserl und Ludwig Wittgenstein die Grundlage der Wissenschaften darstellt, in umfassenden Sprachregelungen – natürlich wie immer um Leben zu retten? Wird das aber nicht die Sprache verstümmeln, wovor schon Theodor W. Adorno warnte?
Philosophische Kritik an der Corona-Politik - Teil 14
Realisiert sich dadurch die technisch implantierte Utopie, das Ideal des Francis Bacon, dass technischer Fortschritt humaner Fortschritt ist? Sind damit alle anderen sozialen Utopien beseitigt? Kann es im Zeitalter der Medizinisierung gar keine herrschaftsfreie anarchistische Utopie mehr geben, wie sie Michail Bakunin vorschwebt. Ist das auch das Ende von Ernst Blochs Hoffnung auf Heimat als realer Demokratie?
Philosophische Kritik an der Corona-Politik - Teil 15
Konstanze Caysa: Menschenwürde und Autoevolution Die Vermittelmäßigung des Menschen durch seine biotechnologische Maschinalisierung ist Nietzsche die Bedingung der Möglichkeit der Züchtung eines anderen, vernünftigen Menschseins, das die jetzt vorherrschende „kleine Vernunft“ der letzten Menschen überwindet. Dieses neue Ideal vom schönen Menschsein stellt den stärksten Widerspruch zur jetzigen Biopolitik der Masse dar, es ist die Grundlage für eine neue Wertschöpfung des Menschseins. Dieser neue, schöne, harmonische, synthetisierte Mensch á la Nietzsche lebt aber nicht jenseits der Gegensätze, jenseits der Extreme, sondern in ihnen. Nicht die existierende Vermittelmäßigung des Menschenseins in der Demokratie ist die Basis seiner Existenz, sondern der gelebte Extremismus. Das extreme Leben in Einsamkeit, Unglaube, Ausschweifung, Abenteuer, im Geiste der Armut und der Macht, das Leben umgekehrter Wertschätzungen zieht den Transmenschen hinan. Wahrhaftes Subjekt zu sein heißt von nun an, sich ästhetisch selbstbewusst in Extremen zu entwerfen. Konstanze Caysa ist freie Philosophin und lebt in Leipzig. Sie promovierte zum Thema "Yearning bodies – a metatropy" an der Universität Leipzig. 2002 bis 2010 war sie Mitglied des Vorstandes der Nietzsche-Gesellschaft. Publikationen u. a.: "Experimente des Leibes" (mit Volker Caysa, 2008), "Nietzsche – Macht – Größe" (mit Volker Caysa, 2010), "Sehnsüchtige Körper – Eine Metatropie" (2011), "Askese als Verhaltensrevolte" (2015), "Denken des Empraktischen" (mit Harko Benkert, 2016). Website: www.empraxis.net. Paul Stephan: Digitalisierung und moderne Medizin als Chancen der Demokratie – Überlegungen mit Ernst Bloch Technikdefätismus und Maschinenstürmerei waren nie eine gute Idee. Mit Bloch soll in dem Vortrag argumentiert werden, dass das Problem an der Digitalisierung und der modernen Medizin nicht ist, dass sie in der jetzigen Gesellschaft zu viel eingesetzt werden – vielmehr bereiten sie ungeheure Möglichkeiten für die menschliche Emanzipation, wenn man ihren Gebrauch demokratisieren und der kapitalistischen Logik entziehen würde. Blochs utopischer Blick auf Medizin und Technik kann uns in dieser Hinsicht das Hoffen lehren: Die Digitalisierung könnte ein gewaltiger Katalysator der Demokratisierung und der bedürfnisorientierten ökonomischen Planung sein, die Medizin einen wichtigen Beitrag zur Herstellung einer gesunden Gesellschaft leisten. Stattdessen unterminiert die bestehende Digitalisierung die Demokratie und fördert den Konsumismus, leistet die bestehende Medizin einen ‚wertvollen‘ Beitrag zum Erhalt einer kranken Gesellschaft. Wenn es um die repressive Gängelung der Menschen geht, marschieren Programmierer und Arzt an vorderster Front – sie sollten den Menschen aber den Weg in eine bessere Zukunft weisen. Paul Stephan ist in Leipzig lebender Philosoph und Autor. Zuletzt erschienen u. a. "Links–Nietzscheanismus. Eine Einführung" (Stuttgart 2020) und "Bedeutende Bärte. Eine Philosophie der Gesichtsbehaarung" (Berlin 2020).
Philosophische Kritik an der Corona-Politik - Teil 16
Oder hat dergleichen Jacques Derrida bereits in den Neunzigern geahnt? Oder traute er schon der damaligen Demokratie nicht über den Weg? Kann man angesichts der Medizinisierung von Politik und Gesellschaft nur auf eine kommende Demokratie hoffen? Könnte dazu ein widerständiges Individuum beitragen, das im Sinne von Michel Foucault an den Maßnahmen des medizinischen Ausnahmezustands dreht oder sich ihm mit Jean-Paul Sartre schlicht widersetzt?
Nietzsches Wiederkünftige und der Übermensch als sich Transzendierende im Sinn von Sartre und de Beauvoir" Hans-Martin Schönherr-Mann (München) gave this talk at the conference "Between Life and Existence. Nietzsche and French Existentialism" which took place from July 31 to August 2 in Naumburg at the Nietzsche Dokumentationszentrum. It was organised by Paul Stephan, Alfred Betschart (Chur), and Andreas Urs Sommer (Freiburg) and a joint even of Nietzsche-Gesellschaft, Sartre-Gesellschaft, Friedrich Nietzsche Stiftung, and Deutsche Gesellschaft für französischsprachige Philosophie. It included talks in French, German, and English. The full schedule of the conference and short summaries of all talks can be obtained here: https://www.dropbox.com/s/5z8vipt84yq... Abstract: Nietzsches Wiederkünftige werden dazu aufgefordert, neue Werte zu schaffen, etwas über sich hinaus zu entwickeln. Charles Taylor spricht von einer Ethik der Authentizität, die Nietzsche mit auf den Weg brachte und die in seinem Jahrhundert nur wenige probierten, um sich dem kulturellen Druck einer militarisierenden Gesellschaft zu widersetzen – und nach Georg Simmel notorisch daran scheiterten. Nach dem zweiten Weltkrieg, so Taylor, sei daraus eine Massenbewegung geworden. Bindeglied zwischen diesen Entwicklungen ist die Philosophie des Widerstandes und der Emanzipation, wie sie von Sartre und de Beauvoir in den vierziger Jahren entworfen wurde und die ja durchaus in die fünfziger Jahre hinein wirkte. Sartre spricht in Das Sein und das Nichts selten von Ethik, kündigt am Ende aber eine Ethik an, an der er scheiterte und die er nicht publizierte: Entwürfe für eine Moralphilosophie. Die Gewaltfrage, die auch noch beim idiosynkratrischen Nietzsche – im Sinn von Arthur Danto – mitschwingt, lässt sich nicht lösen. Aber 1943 hat Sartre die Ethik bereits geschrieben, wie sie de Beauvoir im Anderen Geschlecht und in ihren Essays weiterentwickelt. Das Individuum muss seine Faktizität, sein Ansichsein, seine Immanenz überwinden, indem es sich aus den Fesseln der Tradition des Untertan bzw. des letzten Menschen befreit. Es entsteht etwas Neues, die ethische Gestaltung des eigenen Lebens, was Nietzsche vorprägt. Alle politischen Lager haben diesen Nietzscheanismus wie den Existentialismus als Individualismen bekämpft, die sich jeder Gemeinschaftsorientierung widersetzen. Doch in den diversen Emanzipationsbewegungen seit den sechziger Jahren, allen voran der der Frauen, hat sich ein neues Verständnis von Politik entfaltet, das heute in die Zivilgesellschaft mündet. Die wenigsten der Beteiligten wollen das einsehen. Doch gerade die Frauenemanzipation wird umso vehementer heute von Rechten, Traditionalisten und Postmarxisten bekämpft. Ausgehend von der Parallele zwischen Übermensch und Transzendenz soll derart eine politische Philosophie der Emanzipation skizziert werden, die sich gleichermaßen Nietzsche wie dem Existentialismus verdankt.
Die Krise der westlichen Demokratie und die Rolle der Zivilgesellschaft.
Bücher
(siehe auch unter dem Menüpunkt "Büchertisch")
"Übergang zum Untergang"
"Medizin als göttliche Gewalt"
"Die Lebenskünstlerin und ihr Werk - über die Medizinisierung der Welt"
"ES IST BESSER,
UNRECHT ZU LEIDEN
ALS UNRECHT ZU TUN."
(Zitat: SOKRATES, 469 - 399 v.
Chr., Griechischer
Philosoph, lebte und wirkte in Athen zur Zeit der Attischen Demokratie.
Zur Erlangung von Menschenkenntnis, ethischen Grundsätzen und
Weltverstehen entwickelte er die philosophische Methode
eines
strukturierten Dialogs, die er Mäeutik nannte)
Link folgt
"Das Chinesische Zimmer" als Gedankenexperiment (Link folgt)
dozierte an mehreren Universitäten bzw. Institutionen und verfasste zahlreiche Bücherbeiträge, wissenschaftliche Artikel und definiert sich selbst in der Öffentlichkeit als Anarchist
promovierte mit "summa cum laude" in München im Bereich der Utopeinforschung (genauer: zu Ursula K. Le Guin).
Geschichte & Philosophie des Anarchismus
über die Geschichte des Anarchismus – die Evolution dieser Idee, die einflussreichsten Denker und die moderne Form
Anarchismus und die Corona-Krise
Anarchismus, Punk, Utopien, Staatstheorien und Macht an Universitäten
geboren 1947
lehrte bis 2017 an der Staatlichen
Hochschule für Gestaltung Karlsruhe Philosophie und Ästhetik
Grau ist die Farbe der Gegenwart
Einer der wichtigsten zeitgenössischen Philosophen denkt grau. Was das bedeutet, darüber hat Peter Sloterdijk ein Buch geschrieben. Ein Gespräch über Philosophie, Farbenlehre und verwaschene Politik.
1880-1936
war als Schriftsteller auf geschichtsphilosophischem, kulturhistorischem und kulturphilosophischem Gebiet sowie als antidemokratischer politischer Autor tätig. Spengler wird zur nationalistischen und antidemokratischen „Konservativen Revolution“ gerechnet, lehnte aber den Nationalsozialismus und namentlich dessen Rassenideologie ab.
In seinem Hauptwerk "Der Untergang des Abendlandes" richtet sich Spengler gegen eine lineare Geschichtsschreibung, die die Geschichte „der Menschheit“ als Geschichte des Fortschritts erzählt. Stattdessen vertritt er eine Zyklentheorie, nach der immer wieder neue Kulturen entstehen, eine Blütezeit erleben und sich durch eine Phase des Verfalls vollenden und untergehen.
Weitere Werke:
Preußentum und Sozialismus (1919)
Neubau des deutschen
Reiches (1924)
Jahre der Entscheidung (1933)
Anspruchsvoller Radiobeitrag über Oswald Spengler. Spengler als Prophet weltgeschichtlicher Spätzeit. Porträt anlässlich seines 100. Geburtstages mit vielen zeitgenössischen Zitaten.
Ausgestrahlt vom ORF Radio Österreich 1 in der Sendung "Salzburger Nachtstudio" am 29. Mai 1980.
Gesamtgestaltung: Oskar Schatz; Sprecher: Oskar Schatz, Georges Ourth und Wolf Oeser.
0:51 Vorwort zu "Der Untergang des Abendlandes": "In diesem Buch wird zum ersten Mal der Versuch gewagt, Geschichte voraus zu bestimmen. Es handelt sich darum, das Schicksal einer Kultur, und zwar der einzigen, die heute auf diesem Planeten in Vollendung begriffen ist, der westeuropäisch-amerikanischen, in den noch nicht abgelaufenen Stadien, zu verfolgen."
1:25 Eine Morphologie der Weltgeschichte
2:42 Anton Mirko Koktanek: Spengler ein "Sturmvogel der modernen Futurologie"
5:08 Der erste Band von "Der Untergang des Abendlandes" (1918) wird veröffentlicht - Zitat Hans Freyer
7:12 Zeitalter der globalen Kriege und Revolutionen
8:14 Lebenslauf Spengler
10:27 Grundzüge von Spenglers Geschichtsbild
17:32 Die "Pseudomorphose" (die "Magische Kultur")
19:16 Vorläufer und Vorbilder Spenglers (Goethe und Nietzsche)
20:17 Spengler-Rezeption und Kritik in den 1920er Jahren
25:25 Zweites Hauptwerk "Urfragen. Entwurf einer Geschichte des Menschen von seinem Ursprung an"
26:45 Theorie weltgeschichtlicher Spätzeiten - Die Zivilisation als die Spätphase der Kultur
27:22 Thomas Mann: "Man stellt eine solche Lehre nicht auf, ohne ein Konservativer zu sein!"
28:22 Zeichen der Spätzeit einer Kultur: Atheismus, Nihilismus, Kunst wird zum Kunstgewerbe, Dekadenz, Werteverfall
28:59 Spengler: "Man könnte heute aller Kunstanstalten schließen, ohne dass die Kunst davon berührt würde. Modernität hält Abwechslung für Entwicklung"
29:25 Der Mensch der Zivilisation ist "der formlos durch Großstädte flutende Pöbel, die wurzellose Masse, [...] der moderne Zeitungsleser, der "Gebildete". Die Zivilisation ersetzt Ideen durch Zwecke. Symbole durch Programme. Die Quantität ersetzt die Qualität. Die Verbreitung, die Vertiefung! Sie wertet ihre Mittel nach der Zahl der Erfolge. Sie setzt an die Stelle des Denkertums früher Zeit, die intellektuelle, männliche Prostitution in Rede und Schrift"
30:03 Verschwinden / Erlahmen der Fruchtbarkeit einer Kultur: "Der Geburtenreichtum ursprünglicher Bevölkerungen ist eine Naturerscheinung über deren Vorhandensein niemand nachdenkt, geschweige denn über ihren Nutzen oder Schaden. Jetzt aber taucht das Ibsen-Weib auf! Die Kameradin! Die Heldin einer ganzen weltstädtischen Literatur. Vom nordischen Drama bis zum Pariser Roman. Statt der Kinder haben sie seelische Konflikte. Die Ehe ist eine kunstgewerbliche Aufgabe, und es kommt darauf an, sich gegenseitig zu verstehen. Es ist gleichgültig, ob eine amerikanische Dame für ihre Kinder keinen zureichenden Grund findet, weil sie keine "Season" versäumen will, eine Pariserin, weil sie fürchtet, dass ihr Liebhaber davon geht; oder eine Ibsen-Heldin, weil sie sich selbst gehört! Sie gehören ALLE sich selbst! Und sie sind alle unfruchtbar"
31:28 Der vierte Stand (reine formlose Masse) und das Ende des Kapitalismus (Cäsarismus)
32:30 Kosmopolitismus
33:44 "An die Stelle des "So soll es sein!" oder "So sollte es sein!", tritt das unerbittliche: "So ist es" und "So wird es sein!" Eine starke Skepsis macht den Sentimentalität des vorherigen Jahrhunderts Platz. Wir haben gelernt, dass Geschichte etwas ist, das nicht im geringsten auf unsere Erwartungen Rücksicht nimmt!"
35:20 Notwendigkeit des Sozialismus
36:45 "Wir müssen wie das Frankreich von 1793 das Unglück bis zu Ende durchmachen; wir brauchen eine Züchtigung, gegen die die vier Kriegsjahre noch harmlos sind, bis die Zeit für die kleine Gruppe gekommen ist, die 1813 wie 1870 zur Führung berufen war: preußischer Adel und preußisches Beamtentum"
38:35 Spengler und Hitler
Was wollte Oswald Spengler ? - Beitrag vom DEUTSCHLANDFUNK
geboren 1970
Forschungsschwerpunkte: Metaphysik, analytische
Religionsphilosophie, Ontologie, Kausalität, Naturgesetze und
Willensfreiheit.
Eine philosophische Untersuchung des Corona Virus
Man muss Stellung beziehen !
im Gespräch mit Gunnar Kaiser
"Eigentlich war schon damals, im März 2020, alles ziemlich klar", so Prof. von Wachter, der sich als einer der Ersten im deutschsprachigen Raum philosophisch zu Wort meldete. "Die heutige Gefährdungsanalyse zu COVID-19 und die Argumente, die heute zeigen, wie die Sachlage ist, das war schon vor zwei Jahren auf dem Tisch und genau so zu erkennen."
Dass das Narrativ dennoch so lange standgehalten hat, hat der Religionsphilosoph folglich nicht vermutet, und doch kann er die dazu führende Dynamik in der Rückschau nachvollziehen: Es war sehr viel Zusammenarbeit von Politik und Medien notwendig, die regelrecht miteinander muszierten und sich die falschen Töne – die falschen Fallzahlen, falsche Todesraten und so weiter – gegenseitig zuspielten.
In diesem Gespräch reden Prof. von Wachter und Gunnar Kaiser über die aufklärende Rolle der Philosophie, das natürliche moralische Empfinden, das einigen zu fehlen scheint, die jetzt noch schweigen; sie sprechen über den Unterschied zwischen Menschen, die Menschen gehorchen und Menschen, die dem Verstand und dem Gewissen gehorchen, sowie über den Ruf nach dem Staat, der uns überhaupt erst in diese diktatorische Situation geführt hat.
Prof. von Wachter ist Religionsphilosoph, der sich vorrangig mit Metaphysik, analytische Religionsphilosophie, Ontologie, Kausalität und der Philosophie der Willensfreiheit beschäftigt. Er ist Professor für Philosophie an der Internationalen Akademie für Philosophie im Fürstentum Liechtenstein. In seiner Betrachtung „Eine philosophische Untersuchung des Neuen Coronavirus“ kommt er bereits im April 2020 zu dem Schluss, dass SARS-CoV-2 bei durchschnittlich gesunden Menschen keine oder nur leichte grippale Symptome verursache.
Wie gefährlich ist Corona wirklich ?
im Interview mit Gunnar Kaiser am 09.05.2020
Kann ich als Laie erkennen, wie gefährlich das neue Corona-Virus wirklich ist. Es geht um den Begriff "Verschwörungstheorie", um "Faktenchecks" und den Umgang mit Skeptikern, die Aufgabe der Wissenschaft und die Rolle der Medien.
philosophische Untersuchung des neuen Coronavirus
Ein Beitrag im chat von Michael Koch:
"Es ist gut, wenn man ein echter Wissenschaftler ist. Ein echter Wissenschaftler will Wissen schaffen, er will den Diskurs, er braucht den Widerspruch, er darf nicht allzu eitel sein, sondern, er muß auch zugeben können, daß er auf einem Holzweg war. Das ist schmerzlich, aber Schmerz weist auf das Problem hin. Ohne Schmerz keine Erkenntnis! Ohne Schmerz keine Geburt! Aber der gesunde Menschenverstand ist für alle sehr nützlich! Man sollte ihn öfter anwenden. Feigheit ist der lebendige Tod.
Philosophie bedeutet ja: Liebe zur Weisheit.
Manche sagen, "der wahrhaft Weise überwindet den Schmerz."
Das halte ich für falsch. "Der wahrhaft Weise lernt, den Schmerz zu lieben !"
1921-2007
lebte in Kalifornien und arbeitete am Mental Research Institute in Palo Alto
Wir können nicht nicht kommunizieren
Bücher
"Anleitung zum Unglücklichsein"
"Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst"
Prof. Jürgen Wertheimer - Blog
Prof. Dr. Jürgen Wertheimer - Uni Tübingen
Das Kassandra-Syndrom - Warum Warnungen so oft in den Wind geschlagen werden
"How dare you !" - Kassandra-Rufe, einst und jetzt - Teil 1
"How dare you !" - Kassandra-Rufe, einst und jetzt - Teil 2
"How dare you !" - Kassandra-Rufe, einst und jetzt - Teil 3
Buch
"Sorry Cassandra"
Beschreibung
Eine Seherin, der niemand Glauben schenkt – obwohl sie erwiesenermaßen immer Recht behält: In zwölf Kapiteln werden die Strukturen und Mechanismen herausgearbeitet, die dazu führten, dass sich aus der tragischsten Figur der griechischen Literatur ein
Verhaltens-Muster entwickelte, das sich bis in unsere Gegenwart fortsetzt. Warum kommt es in unserer Geschichte immer wieder zu Katastrophen mit Ansage? Anhand zahlreicher literarischer und kulturhistorischer Beispiele (die Spannweite reicht von Aischylos und der biblischen Prophetin Deborah bis hin zu Greta Thunberg u.v.m) geht Wertheimer der Frage nach, woher die Cassandras dieser Welt ihr Zukunftswissen beziehen und warum ihre Warnungen mit erschreckender Zuverlässigkeit in den Wind geschlagen werden. Das Cassandra-Syndrom, diese verhängnisvolle Beziehung zwischen Wissen und systematischem Nichtwissenwollen, wird vor dem Hintergrund verschiedener historischer und sehr gegenwärtiger Gefahrenszenarien wie Totalitarismus, Klimawandel, Künstlicher Intelligenz, Kriegen und Genoziden beleuchtet. Das Buch ist der Versuch zu verstehen, weshalb und wie wir unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit manipulieren. Und es wird darüber nachgedacht, wie sich dieser fatale Mechanismus ausschalten und der Fluch der Kassandra brechen ließe. In Anbetracht der Realität ein vermessener Wunsch und eine dringliche Notwendigkeit.
Prof. Dr. Jürgen Wertheimer (Universität Tübingen)
Foto: Susan Sontag inmitten der ausgebombten Nationalbibliothek von Sarajewo, 1993
Mit freundlicher Genehmigung von Annie Leibovitz / Prof. Wertheimer

1. Einleitung
Der Name „Cassandra“ ist Programm, ist Chiffre für unser Verhalten. Genauer, für einen unserer größten Verhaltensdefekte – unsere Unfähigkeit / Unwilligkeit zutreffende und berechtigte Warnungen ernsthaft wahrzunehmen. Warum sonst hätte man sonst in der „Ilias“, der Basisgeschichte des werdenden Europas, genau diese etwas tragisch wirkende Figur, an entscheidender Stelle eingeführt: eine Seherin, die eine akute Gefährdung klar erkennt, der aber keiner Glauben schenkt: Trotz ihrer inständigen Warnungen öffnen die Trojaner die Tore und ziehen eigenhändig das todbringende Pferd in die Stadt.
Obwohl sie seither im Ruf einer notorischen Unke, Schwarzseherin, Unheils-Botin steht, haben wir unser Projekt, unseren Ansatz nach ihr benannt. Denn sie steht völlig zu Unrecht in diesem Ruf: Ihre Voraussagen waren richtig – unser Verhalten war falsch. Ihr einziger Fehler besteht nur darin, dass man ihr nicht glaubte oder glauben wollte. Kurz: Es ist an der Zeit, den Fluch der Cassandra endlich zu brechen und unser Wahrnehmungssensorium neu zu justieren!
Prävision, Prävention und Vorausschau sind das Gebot der Stunde – und wir als Literaturwissenschaftler können zu dieser umfassenden Strategiewende einen Beitrag leisten. Denn Literatur kann sehr viel mehr als unterhalten. Sie ist die primäre Quelle, um an dasjenige heranzukommen, das unter Zahlen, Daten, Fakten oft erschlagen und begraben wird – an den Faktor Mensch, an das Individuum. Literatur ernst zu nehmen, heißt Menschen, Einzelwesen ernst zu nehmen, auch sie mitzunehmen – ohne gleich den großen Begriff des Humanismus in Anschlag zu bringen.
Mein Team, das Projekt Cassandra, hat im Verlauf der vergangenen drei Jahre zwar einiges erreicht, was die Methodik und die Arbeit am Text betrifft, ist jedoch leider noch davon entfernt, das Potential und die Erkenntnisse operativ umzusetzen zu können. Dazu bedürfte es einer weitaus stärkeren Vernetzung mit europäischen Institutionen, die fähig und willens sind, die jeweiligen Empfehlungen aufzunehmen und kommunikativ umzusetzen.
Die These des Modells ist, dass literarische Texte latente Spannungen und Gewaltpotentiale mehrere Jahre im Voraus erkennen können. Sie sind authentische Zeugnisse, Fußabdrücke des kulturellen Genoms. Liest man Sie richtig, entdeckt man wichtige Spuren. Was meine ich mit „richtig lesen“?
Ich meine selbstverständlich nicht damit, dass man drohende Konflikte – hellseherisch – bereits Jahre zuvor literarisch abgebildet findet. Oder dass man konkrete Hinweise findet auf Eskalationen, die in so und so viel Jahren an dieser und jener Stelle erfolgen werden. Es geht weniger um planerische Voraussagen von Fakten als um ein Ausloten von Möglichkeiten. Um ein „Etwas", das in einer Geschichte angelegt ist, ohne dass der Autor selbst es möglicherweise ahnt: sich allmählich aufbauende gesellschaftliche Nervosität und Verunsicherung, soziale Spannungen und Irritationen, manipulative Tendenzen etc. All dies konkret in Figuren und Situationen übersetzt. Literarische Texte sind schonungslose Protokolle der Wirklichkeit und deshalb Quellen von unschätzbarem Wert. Wir „lesen“ sie in der Art wie Mediziner ein Röntgenbild „lesen“ oder wie ein Pathologe den Körper seziert.
2. Ansatz und Verfahren
Denn genau darum geht es uns im Wesentlichen: Texte auf ihr Veränderungspotential hin zu lesen und zu analysieren. Stimmungslagen zu ergründen, Verdecktes zu enthüllen, nach Spuren suchen, Strukturen erkennen. Richtig gelesen machen solche Texte erkennbar, wohin der Weg führen könnte. Literarische Texte können dies, weil sie ein Archiv, ein Speicher der kollektiven Erfahrungen einer Kultur sind, Unausgesprochenes, die Seelenzustände von Individuen aber auch die Mentalitäten von Klassen, von Regionen und Orten bis ins Detail ausloten.
Und weil die Literatur die Vorgeschichte kennt, ist sie im Stande, auch kommende Entwicklungen zu antizipieren, Gefährdungen und Krisen vorauszusehen und bisweilen auch vorauszusagen. Utopische wie auch dystopische Romane tun genau dies – die einen, indem sie den bestmöglichen weiteren Verlauf, die anderen die schlimmstmögliche Wendung in konkrete Bilder und Symbole fassen.
Gleich, ob es sich um „tektonische“ Verschiebungen auf dem Sektor des Sozialen, Ökonomischen, Ökologischen oder Politisch/Militärischen handelt.
Wir wissen sehr wohl, dass derzeit generell die Weichen der Prognostik in Richtung KI und Big Data gestellt sind. Allerdings sollte dies kein Nachteil für unseren Ansatz sein. „Cassandra“ könnte eine wichtige Ergänzung zu quantitativ arbeitenden Ansätzen sein. Nicht nur, weil unser Ansatz auch diffizile Codes dechiffrieren kann (dass etwa das Bild der „grünen Vögel“ in der Sprache der Islamisten für Attentäter/Märtyrer steht, ist maschineller Lektüre nicht ohne Weiteres zugänglich), sondern vor allem, weil wir mittels der spezifischen Sensibilität der Autoren den häufig ignorierten Bereichen der Emotionen nahekommen und sie wissenschaftlich durchdringen. Die „Cassandra-Methode“ macht es möglich, die Gefühle und Gedanken der Menschen nicht nur zu lesen (wie gewisse Stränge der KI dies derzeit erstreben), sondern auch zu dechiffrieren – auch und gerade solche, die zunächst nicht offen zutage treten, jedoch auf längere Sicht zur Eskalation und Gewalt führen können.
Statt retrospektiv mühsam die Vorgeschichte eines unheilvollen Ereignisses zu rekonstruieren, schlagen wir umgekehrt vor, mögliche Entwicklungen im Vorfeld durchzuspielen. Die Literatur ist das Simulationsmedium schlechthin. Man spielt den Ernstfall durch, hautnah und doch – noch – folgenlos. Genau dieses ernsthafte Spiel mit der Wirklichkeit fasziniert die Leser und (im Fall von Filmen und Theaterstücken) Zuschauer. Im Rahmen des Projekts Cassandra untersuchen wir genau diese Vorgänge, dokumentieren und kategorisieren den jeweiligen Befund.
Parameter wie Emotionalisierung, Meinungsbeeinflussung, Feindbildkonstruktion, Mythologisierungen und symbolische Gewalt werden herausgegriffen, ausgewertet und einem Scoring unterzogen. Durch die Auswertung wurden Indikatoren für das Aufzeigen von aktuellen thematischen und emotionalen Trends und potenziellen (Gewalt-)Dynamiken entwickelt. Regionale Schwerpunkte des Modells waren und sind bislang europäische und außereuropäische Bruchstellen – Kosovo/Serbien und Algerien (Maghreb) und das von Boko Haram und IS gebeutelte Nigeria. Wole Soyinka ist dort unsere Cassandra – wir brauchen Hunderte davon, um die üblichen Taktiken (Drohungen mit Feindbildern, verbale Entmenschlichung des Gegners, die Verwendung unscharfer Neologismen, Mimikry, Umkehrungen von Lüge/Wahrheit, falsches Bedauern u.a.) zu entschlüsseln und zu interpretieren. Und all diese Zeichen sind klar dechiffrierbar – es liegt an uns, dies zu tun und angemessen zu reagieren.
Die beschriebene Literaturauswertung wird im Weiteren in einer auf einer Textdatenbank beruhenden Conflict and Emotion Map visuell dargestellt. Die Conflict and Emotion Map zeigt auf einer kartenähnlichen Übersicht die emotionalen Kräfte auf, die versteckt in Menschengruppen schlummern.
Um Einfärbungen auf einer geographischen Karte vorzunehmen zu können, die über bloße Grün/Rot-Dichotomien hinausgehen, bedarf es numerischer Werte, welche die Farben dann veranschaulichen können. Der Conflict and Emotion Map liegt dazu ein Risk Score zugrunde, der die aufsummierten Werte darstellt. Der daraus resultierende Gesamtscore der Quelle wird dann auf alle geographischen Attribute (Länder, Regionen, Orte) angewendet und sichtbar gemacht.
Als Indikatoren erfasst wird das Auftauchen von Genres und Subgenres wie historische Romane, Kriminalromane, Satiren, Dystopien/Utopien oder Science-Fiction, das vermehrte Erscheinen bestimmter Themen in Verbindung mit bestimmten Rezeptionsmustern (lokale Literaturpreise, hohe Auflagenzahlen und Skandale) sowie bestimmte Erzählstrategien (wie Dehumanisierungen oder Feindbildkonstruktionen). Allesamt Zeichen für gefährliche Zuspitzungen und manipulative Akte.
Weil bisherige Fallstudien gezeigt haben, dass sich mit der Analyse von Literatur und Literaturphänomenen nicht nur Negativ-Entwicklungen, sondern auch Positiv-Entwicklungen im Sinne der Stärkung der Resilienz beobachten lassen, wurde der Skala außerdem ein Punktefeld für das Erfassen von Indikatoren wie Dialogizität, mehrperspektivisches Erzählen/Erinnern, Öffnung für Mehrsprachigkeit, Wachstum und Diversität der Verlagslandschaft und die Förderung von Übersetzungen hinzugefügt.
Die Map gibt somit auch dem schnellen Beobachter einen Überblick, ob die landesweite, gewalttätige Revolution vor der Tür steht oder die kommenden Demonstrationen eine Eintagsfliege bleiben, ob die Millioneninvestitionen im Landstrich X oder Staat Y von bislang unsichtbaren zerstörerischen Kräften bedroht werden oder die Vorbereitung einer Evakuierungsmission angeraten scheint.
An die Länder des arabischen Frühlings gedacht: Wie wird der ins Stocken geratene revolutionäre Prozess weitergehen? Wird er weitergehen? Was kann Europa falsch, was richtig machen? (z.B. die Texte von Boualem Sansal, Daoud). Wir begleiten die ablaufenden Vorgänge permanent.
An den Balkanraum: Wie wird der latente Gärungsprozess zwischen Autonomie und europäischer Integration sich in den kommenden Jahren entwickeln? Wie können wir einen möglichen Befriedungs-Prozess unterstützen? (z.B. die Texte von Andric, Cufaj, Albahari)
Wie sehen die ideologischen, weltanschaulichen und sozialen Verwerfungen in der Ukraine als Territorium zwischen Ost und West aus? Die Texte der Nobelpreisträgerin S. Alexeijwitsch sind eine Fundgrube für tiefgreifende Erkenntnisse.
Zudem können auf Grundlage der Map auch Gegennarrative zur Krisenprävention und Versöhnung erarbeitet und aufzeigt werden. Manchmal in Form einer Pointe, die den aufgeblasenen Anspruch der Ideologen zum Platzen bringt. Im Kontext der Balkankriege war es üblich, alle behördlichen Gebäude mit patriotischen Benennungen zu beschriften: „Hier ist Serbien“. Ein listiger Graffiti-Sprayer schrieb darunter: „Idiot, hier ist die Post“ und rückte die Dinge mit ein paar Worten zurecht.
Wer, wenn nicht AutorInnen könnte versierter sein, um Gegennarrative für die eigene Kultur zu entwickeln?
Eine weitere Besonderheit unseres Ansatzes ist die netzwerkartige Zusammenarbeit mit Literaturschaffenden (AutorInnen, KünstlerInnen) aus aller Welt – in Sonderheit mit AutorInnen aus konfliktgefährdeten Regionen in Europa und an dessen Rändern: Derzeit planen wir in Zusammenarbeit mit Hunderten von ehemaligen und aktuellen Stipendiaten der Akademie „Solitude“ in Marbach ein europa- oder weltweit agierendes Netzwerk solcher „Cassandra-Seismografen“.
Wir konnten feststellen, dass das Cassandra-Projekt unter den Literaturschaffenden der Welt einen sehr positiven Ruf hat, weil es der Gewaltprävention dient, weil es die SchriftstellerInnen aktiv in den Prozess der Friedenssicherung einbezieht. Ohne Verdienst, ohne Anstellung, ohne eigenen Zusatznutzen fühlen sich AutorInnen weltweit berufen, auf emotionale Bewegungen in ihren jeweiligen Bevölkerungen hinzuweisen, insbesondere auf gewaltsteigernde Narrative, Geschichten und Bilder. Diese Kooperation, dieser permanente Austausch ermöglicht schnell auch außerhalb derzeitiger Krisenräume den tiefgehenden Einblick in die jeweilige Motivationslage der Bevölkerung und der Entscheidungsträger. Zudem können die AutorInnen-Netzwerke als Immunisierung von Gesellschaften gegen Extremismus und Terrorismus gefördert werden.
Literatur spielt alle Möglichkeiten im Vorfeld durch. Sie macht versierter, resilienter durch Simulation. Wie Herta Müller einmal sagte, man lernt es, sich einen eigenen mentalen Raum auch unter totalitären Bedingungen zu sichern. Der israelische Autor David Grossman brachte es auf die Formel: „Man wird weniger leicht zum Opfer“.
3. Erstes Fazit und bisherige Ergebnisse
Das Prognosemodell eignet sich für den Einsatz zur Vorausschau emotionaler Bewegungen und insbesondere von Krisen und Konflikten. Das Modell ist im Verbund aller Krisenvorsorgemechanismen hervorragend einsetzbar, weil es auf andere Lebensbereiche übertragbar ist und durch die Zivilgesellschaft unterstützt werden kann. Es kann daher die Arbeit unterschiedlicher Institutionen Ressorts, Parlamente unterstützen und deren Aktivitäten synthetisieren. Es bringt die Anwender aus der passiven Rolle des Warners in die des proaktiv Handelnden und Gestaltenden. Eine Instanz, die erkennt, reagiert, agiert, BEVOR ein Konflikt eskaliert – dann, wenn es möglich ist, ein im Ausbruch befindliches Feuer noch mit relativ geringem Aufwand zu löschen und einen Kompromiss, wenn nicht eine Befriedung zu erreichen.
Ich hoffe, es ist mir gelungen, Ihnen zumindest zu vermitteln, dass wir imstande sind, den so extrem schwierig benennbaren, emotionsbezogenen missing link zum Gesamtbild zu liefern und eine ideale Ergänzung zu digitalen und anderen politikanalysierenden Ansätzen darstellen können.
Unter zwei Voraussetzungen: Da sich das Cassandra-Projekt in diesem Sinne als partnerschaftlich versteht und Partner sein möchte – braucht es solche Partner, um diesem großen Anspruch gerecht werden zu können.
Und, dass es gelingt eine Schwäche der menschlichen Natur zu überwinden: In Dürrenmatts „Biedermann und die Brandstifter“ wird dargestellt, wie und warum wir immer wieder in die „Cassandra-Falle“ tappen: aus einer komplexen Mischung aus Trägheit, Höflichkeit, Eitelkeit und Feigheit heraus. Eine scheinbar „professionelle“ Haltung, die es uns ermöglicht, so lange wie irgend möglich passiv zu bleiben, nichts zu riskieren, und erst im allerletzten Moment aktiv zu werden.
Informiert, ja überinformiert sind wir derzeit wie noch nie — wir ersticken in Fakten. Aber wie und wann schaffen wir es, Ordnung in diese Informationsfluten zu bringen, wie Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, wie Erkenntnis in Entscheidung und Operation umzusetzen? Wie schaffen wir es, Cassandras Prognosen nicht reflexartig abzuwehren, sondern sie so ernst zu nehmen, wie sie es verdienen? Meine Antwort: Nur, indem wir versuchen, die Phänomene im Zusammenhang, im Kontext zu sehen. Wir brauchen eine holistische, auf die ganze Wirklichkeit ausgerichtete Methode. Alle Ideologien müssen auf den Prüfstand.
Zu den Realitäten. Zurück zur Gegenwart. Was haben wir konkret erreicht? Hier eine exemplarische Auswahl.
Es gilt, Technologiefolgen ungeschminkt und unbeeinflusst von Individualinteressen zu erörtern und Freiräume für solche Kontroversen zu suchen und zu schaffen. Die jüngsten Ereignisse auch in Deutschland zeigen, dass das Gefühl, nicht wahrgenommen, nicht gehört zu werden, mit zu den stärksten aggressionssteigernden Faktoren zu rechnen ist, ob es sich nun um das ideologisch aufgeladene Instrument der Impfung oder die Applikation der Genschere handelt.
Hochsensible potenzielle Kampfzonen wurden durch die inzwischen schon fast ein Jahrhundert alten Werke der klassischen Moderne wie von Huxley und Orwell („Schöne Neue Welt“, „1984“) ebenso klarsichtig beleuchtet wie durch eine Autorin der Moderne wie Juli Zeh, die bereits vor ca. 15 Jahren die Gefahr der viel diskutierten „Gesundheitsdiktatur“ ahnte. Nicht anders verhält es sich mit den gewaltigen Folgen der Energiewende, die die Lebensentwürfe betroffener Menschen im Osten und Westen vor neue Herausforderungen stellt (Von der Grün, Zech, Goosen).
Auch das rechtsstaatliche System, Herzstück der europäischen Demokratien, könnte durch einen intensiveren Austausch mit den Einsichten der Literatur an Profil und Glaubwürdigkeit gewinnen. Nicht nur, wenn das System durch die Konfrontation mit anderen Kultur- oder Wertesystemen an die Grenzen seiner Belastbarkeit oder in massive Zweifel kommt.
Von den Versprechungen und Gefahren, die durch die Anwendung künstlicher Intelligenz erwachsen (Lem, Schätzing, Kling, McEwan) wäre gleichfalls zu reden. Die Autoren erzählen keine abstrusen Horrorgeschichten, sondern loten Möglichkeiten aus, die oft genug wenig später zu Realitäten werden sollten. Die fromme Geschichte von der angeblich jederzeit durch den Menschen kontrollierbaren tiefen KI hat mehrere Schwachstellen, über die man jetzt reden sollte – denn es geht um Sein oder Nichtsein des „Individuums“ in seiner jetzigen Gestalt. Um Lebensentwürfe, Familienmodelle, Fragen der Koexistenz u.a.
Und nicht nur zu reden. Jetzt ist der Moment gekommen, konkrete Entscheidungen zu treffen – zumindest das Instrument der Kritik nicht nur als hinderlichen Störfaktor zur Kenntnis zu nehmen. Was in der zusehends auf Polarisierung und Lagerdenken gepolten derzeitigen Situation bereits eine nicht geringe Leistung darstellt.
Wir leben nicht erst jetzt, aber möglicherweise jetzt in besonderem Maße in Zeiten rhetorischer Kriegsführung und eines unserer primären Ziele sollte darauf ausgerichtet sein, dieser toxischen Tendenz verstärkt korrespondierende Narrative gegenüberzustellen. Die Mittel der spaltenden Kriegsrhetorik sind begrenzt – die Mittel der geeigneter Gegennarrative sind jedoch nahezu unbegrenzt. Es sollte möglich sein, an dieser ganz entscheidenden Stelle die Lufthoheit über die Sprache zurückzugewinnen. Und die simplen, aber wirksamen Strategien des Gegners auszuhebeln.
4. Nächste Schritte
In Anbetracht der skizzierten Rahmenbedingungen schlagen wir zusammenfassend folgende Leitlinie für den Zeitraum der anstehenden drei bis fünf Jahre vor:
Was die Operationalisierung und praktische Umsetzung all dessen betrifft, so müssten Wissenschaft, Medien und Institutionen zusammenwirken, um die Lücke zwischen Information, Interpretation und Aktion zu schließen. Die Institutionen der EU könnten und sollten hier an zentraler Stelle agieren können. Wir können allenfalls Ideen und Anregungen dazu geben.
Wir können:
Zudem könnte das Projekt dadurch operationalisiert werden, dass Kulturschaffende geschützt und gefördert werden als „Immunisierung" gegen Extremismus und Terrorismus. Kulturschaffende zeichnen sich oft durch politische Unabhängigkeit und Neutralität aus und stehen für eine Stärkung von Demokratie, Menschenrechten und Vielfalt. Hier wäre z.B. eine Kooperation mit den Goethe-Instituten denkbar.
Statt eines Schlusswortes – ein Traum; ein realitätsbezogener Tagtraum: Cassandra, das Prinzip Cassandra, als e i n Baustein innerhalb des gesamten Informations-Puzzles an Erkenntnispools, aus dem die Institutionen in Straßburg und Brüssel schöpfen, um Entscheidungen zu treffen. Zukunftsweisende Entscheidungen. Als Drehscheibe zwischen den Ressorts, den Mitgliedsländern. Als jederzeit aktivierbares Element der Befragung.
Kein
delphisches Orakel, aber eine zuverlässige ungetrübte
Informationsquelle, die etwas mehr als bloße „Fakten“ und Daten liefert
und Einblick gibt in das gibt, was den Menschen, insbesondere in
Konfliktsituationen, bewegt: Gefühle, durchaus auch uneindeutige,
gemischte Gefühle, verdeckte Zusammenhänge und oft auch ambivalente
Hintergründe. Wenn wir uns diesen Grauzonen unserer Existenz nicht
stellen, werden wir die Menschen nie im entscheidenden Moment dort
abholen können, wo sie stehen. Und damit fortfahren auf Sicht zu fahren
und wie so oft zu spät zu kommen.
Vorlesungsreihe EUROPAS phantatische HELDEN und HELDINNEN
Alle „Helden“ sind ohnehin Fantasie-Produkte. Fiktionen an denen wir uns orientieren, so als ob es echte Figuren wären. Genau das ist die Grundidee: Dieses halb vergessene „Erbe“ wieder ans Licht zu bringen und zu ordnen. Lässt man die Jahrhunderte im Schnelldurchlauf Revue passieren und begegnet noch einmal jenen Licht- und Schattengestalten, die einem „irgendwie“ bekannt vorkommen, denen es gelungen ist, sich über die Jahrhunderte hinweg im kollektiven Gedächtnis festzusetzen, lässt sich daraus eine andere Geschichte des Kontinents, ein spezifisches europäisches Profil ableiten. Eine Geschichte jenseits der üblichen Herrscherdaten und Epochenschwellen. Auch keine Ideengeschichte im üblichen Sinn. Vielmehr eine Art „Menschliche Komödie“ ‒ bei weitem nicht so umfassend und systematisch wie bei Balzac, aber doch aussagekräftig in Bezug auf das, was Europa ausmacht: Individualität, Autonomie und Diversität.
Deshalb macht es ‒ besonders in der gegenwärtigen, durchaus kritischen Situation unseres Kontinents ‒ Sinn, sich mittels eines „Who is who“ einen Überblick zu verschaffen. Es fällt auf, dass sich kaum eine heterogenere, eigensinnigere Liste denken lässt als die, die aus diesem Gedankenspiel entsteht.
Nicht nur, um in den sechs Vorlesungen möglichst viele Facetten erfassen zu können, werden pro Sitzung zwei Held:innen behandelt.
Europas phantastische Helden und Heldinnen - Folge 1 - Odysseue und Ulysses
Europas phantastische Helden und Heldinnen - Teil 2 - Antigone und Medea
Europas phantastische Helden und Heldinnen - Teil 3 - Hamlet und Faust
Teil 4 - Don Giovanni und Carmen
Europas phantastische Helden und Heldinnen - Teil 4 - Don Giovanni und Carmen
Teil 5 - Parzival und Don Quichote
Europas phantastische Helden und Heldinnen - Teil 5 - Parzival und Don Quichote
Teil 6 - Jeanne d'Arc und Mutter Courage
Europas phantastische Helden und Heldinnen - Teil 6 - Jeanne d'Arc und Mutter Courage
Jürgen Wertheimer in der Reim-Patrouille
